Ob die Erzeugererlöse für Getreide und Ölsaaten 2010 steigen, hängt entscheidend von der Entwicklung der Energiepreise ab. Auf diesen Zusammenhang hat der Senior Economist der FAO, Dr. Josef Schmidhuber, auf der Agritechnica hingewiesen. "Je höher der Rohölpreis, desto lohnender ist die energetische Verwertung von Agrarrohstoffen." In den USA werde schon heute ein Drittel der Maisernte versprittet, weshalb sich der Preis für das Grobgetreide stark an den Rohölnotierungen orientiere. Sobald die Weltwirtschaft anspringe, sei deshalb auch am ehesten am Maismarkt mit einer stärkeren Preiserholung zu rechnen. In den letzten Jahren sei an den Maismärkten ein für Agrarprodukte absolutes Novum zu beobachten gewesen, nämlich ein von der Nachfrageseite - dem Bioethanolboom in den USA - ausgehender Preisschock, so Schmidhuber. Etwas verhaltener als beim Mais beurteilt Schmidhuber die Preisaussichten beim Weizen. Hier sei die Bugwelle an Überschüssen mittlerweile so groß, dass es kurzfristig nur geringes Aufwärtspotenzial gebe. Weizen werde bisher nur in geringem Umfang zu Bioethanol verarbeitet, so dass dieses Absatzventil kaum preiswirksam sei. Bei den Ölsaaten hänge die weitere Preisentwicklung entscheidend von der im Frühjahr anstehenden Sojaernte in Südamerika ab. In den kommenden Monaten sei mit Wettermärkten zu rechnen, gekennzeichnet durch starke Preisausschläge nach oben und unten. Der Agrarexperte geht davon aus, dass hohe Energiepreise einen Weg aus der landwirtschaftlichen Tretmühle immer weiter sinkender Erzeugerpreise ebnen können. Gleichzeitig warnte Schmidhuber vor zu viel Euphorie. Durch die bei teurem Rohöl zwangsläufig steigenden Preise für Agrardiesel und Dünger seien höhere Stückgewinne keinesfalls garantiert.
Russland hat riesige Potenziale
Die Prognosen von Alexander Korbut versprechen hingegen wenig Gutes für die künftige Entwicklung der Getreidepreise. Der Vizepräsident der Russischen Getreideunion geht davon aus, dass sein Heimatland die Getreideproduktion in den nächsten fünf Jahren um ein Drittel steigern und dann regelmäßig zwischen 120 und 125 Mio. t dreschen wird. Über den Eigenbedarf hinaus würde dies Exporte bis zu 35 Mio. t erlauben. Möglich sei dies durch den Einsatz moderner Sorten und Landtechnik, wodurch der Einfluss der Witterung erheblich zurückgedrängt werde. Im Jahr 2030 sieht Korbut den Exportüberschuss Russlands sogar bei 40 bis 45 Mio. t, wozu aber erst die Lager- und Transportlogistik ausgebaut werden müsse. Bis zum Jahr 2015 sei Russland auch in der Lage, Braugerste zu exportieren.
Dr. Klaus Kliem vom DBV sieht die Lage deutlich entspannter. Lesen Sie die Zusammenfassung seiner Rede hier: 2010 kommt der Aufschwung im Ackerbau (13.11.09)