Die Europäische Kommission sucht Experten für eine neue „Einsatzgruppe Agrarmärkte“ (Agricultural Markets Task Force), die gemeinsam mit EU-Beamten Antworten auf die Herausforderungen der Landwirtschaft geben sollen, die in Form einer immer größeren Marktinstabilität und zunehmenden Preisschwankungen zutage treten.
Wie die Brüsseler Behörde am vergangenen Freitag mitteilte, können Vorschläge für ausgewiesene Fachleute bis zum 4. Dezember eingereicht werden. Die Gruppe soll aber bewusst klein gehalten werden und deshalb nicht mehr als 15 Mitglieder umfassen.
Zwischen Januar und Oktober 2016 sind vier bis sechs Treffen vorgesehen, die jeweils einen vollen Arbeitstag dauern dürften. Ein Schwerpunkt soll auf das korrekte Funktionieren der Wertschöpfungskette gelegt werden. Die Ergebnisse werden in einem mehrheitlich angenommenen Abschlussbericht festgehalten.
Laut EU-Agrarkommissar Phil Hogan zielt die Initiative darauf ab, mehrere Teilbereiche der Agrarwirtschaft fit für die Zukunft zu machen. Die Ergebnisse würden dann in die weitere Diskussion mit Interessenträgern einfließen.
Zeit der Quoten vorbei
Hogan bekräftigte, dass der Handel und die Exportausrichtung des Agrarsektors unverzichtbar für dessen künftigen Erfolg seien. Die Zeit der Quoten sei endgültig vorbei. „Wenn wir wollen, dass die europäische Landwirtschaft in diesem Jahrhundert floriert, müssen wir nach vorne blicken, nicht zurück“, so der Kommissar.
Er setze sich persönlich für die Erschließung neuer Märkte ein, beispielsweise durch Besuche in Drittstaaten. In diesem Zusammenhang zerstreute der Ire Bedenken über die kürzlich veröffentliche Einschätzung der Internationalen Agentur für Krebsforschung (IARC), der Verzehr von verarbeitetem Rotfleisch sei krebserregend. „Wir glauben nicht, dass dies wesentliche Auswirkungen auf den Absatz unserer qualitativ hochwertigen, rückverfolgbaren Fleischprodukte haben wird“, betonte Hogan.
Priorität Kredite
Der Kommissar unterstrich die Bedeutung, die er der Europäischen Investitionsbank (EIB) für die künftige Absicherung von landwirtschaftlichen Betrieben beimisst. Das Thema Zugang zu Finanzmitteln stelle eine absolute Priorität seiner Amtszeit dar. Noch habe man das Ziel nicht erreicht, aber es bestünden Aussichten, dass beispielsweise die europäischen Milcherzeuger bald von gegen Preisschwankungen abgesicherten Krediten profitieren könnten. „Ich habe mit der EIB-Führung während des ganzen Jahres Gespräche geführt, und sie versteht die Notwendigkeit solcher Maßnahmen voll und ganz“, sagte Hogan.
Mit Blick auf eventuelle Maßnahmen zur Stärkung von Landwirten in der Wertschöpfungskette erinnerte er an die Äußerungen von EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker, der sich im September dafür ausgesprochen hatte, einen genauen wettbewerbsrechtlichen Blick auf die Marktstrukturen zu werfen und - falls nötig - Oligopole im Einzelhandel aufzubrechen.