Kriege, Krisen, Klimawandel: Weltweit gerät die Versorgungssicherheit mit Lebensmitteln ins Wanken. In der EU-Kommission hält man dennoch unbeirrbar an den Extensivierungsplänen des Green Deal und der Farm to Fork-Strategie fest. Das sehen viele zunehmend kritisch. Auch die Welternährungsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) schließt sich dieser Meinung an.
Wie das Nachrichtenmagazin „Euractiv“ zuerst berichtete, mahnte der Direktor der Abteilung für Agrar- und Ernährungswirtschaft bei der FAO, David Laborde, die EU sollte die Produktivität ihrer Landwirtschaft nicht im Sinne der Nachhaltigkeit aufs Spiel setzen, da andere Länder den Produktionsrückgang nicht ausgleichen könnten.
Je weniger EU produziert, desto mehr wird sie nachfragen
Nach Ansicht von Laborde wäre die Welt nicht in der Lage, auf Europa zu verzichten, was die Rolle des Kontinents auf den globalen Agrarmärkten angeht. „Je weniger Europa produziert, desto weniger wird es exportieren und desto mehr wird es auf den Weltmärkten nachfragen. Das kann zu Spannungen führen“, warnte der FAO-Vertreter. Aus diesem Grund stehe die EU vor der schwierigen Aufgabe, die richtige „Mischung aus Innen- und Außenpolitik“ zu finden, die der EU auch dazu dienen solle, ihre Führungsrolle auf der Weltbühne im Bereich Lebensmittel und Ernährung zu behaupten.
Nach Überzeugung von Laborde darf es im Rahmen des Green Deal nicht darum gehen, Produktivität gegen Nachhaltigkeit auszuspielen. Stattdessen brauche es eine nachhaltige Intensivierung, bei der die Leistungsfähigkeit der Agrarproduktion erhalten bleibe.
EU-Kommission: Ernährungssicherheit nicht gefährdet
Nach den Plänen der EU-Kommission soll der Einsatz chemischer Pflanzenschutzmittel in der EU bis 2030 halbiert werden. Beim Einsatz von chemischen Düngemitteln gilt ein Reduktionsziel von 20 %, während der Ökolandbau bis 2030 auf einen Flächenanteil von 25 % ausgeweitet werden soll.
Während die Kommission die Meinung vertritt, dass zumindest durch die Reduktion der Pflanzenschutzmittel keine Verringerung der europäischen Lebensmittelversorgung zu befürchten ist, sehen Kritiker durchaus die Gefahr einer deutlichen Einschränkung der Produktivität im EU-Raum. Eine Folge wären zumindest tendenziell steigende Agrarimporte vom Weltmarkt und eine engere internationale Versorgungslage. Getreide, Ölsaaten und Co dürften sich deshalb auf lange Sicht unnötig verteuern.