Die heimischen Schweineerzeuger brauchen noch einen langen Atem, um die aktuelle Krise zu überstehen. Der erhoffte Preisanstieg für Schlachtschweine und Ferkel, der nötig wäre, um zumindest die deutlich gestiegenen Futter- und Energiekosten auszugleichen, lässt nach wie vor auf sich warten. Mit dieser wenig Mut machenden Prognose war Dr. Dietmar Weiß von der AMI in der vergangenen Woche zum DBV-Veredelungstag nach Dorsten gekommen.
Wie der Marktexperte nach Angaben des Wochenblatts Westfalen-Lippe berichtete, mussten die hiesigen Schweinemäster von Januar bis August gut 8 Euro mehr je dt Endmastfutter bezahlen als im Vorjahreszeitraum (+ 40 %). Gleichzeitig sind die Schlachtschweinepreise gegenüber 2010 aber nur um 8 Cent/kg bzw. 5,6 % gestiegen.
Noch ärger traf es die Sauenhalter: Hier stiegen die Futterkosten um 7,50 bis 8 Euro/dt, während die Ferkelerlöse gegenüber 2010 sogar nachgaben (im Schnitt um 8 %). Damit sind die Sauenhalter – wie schon 2007/08 – die großen Verlierer des Futterkostenanstiegs. Sollte sich am deutschen Schlachtschweinemarkt das Missverhältnis zwischen Kosten und Erlösen nicht bald ändern, werden daher etliche Schweinehalter und vor allem Ferkelerzeuger aus der Produktion aussteigen, erklärte Weiß laut dem Wochenblatt.
Entsprechend schlecht ist die Stimmung in den Veredelungsbetrieben. Und noch ist so recht keine Entspannung der Lage in Sicht. Im ersten Halbjahr 2011 fiel das EU-Schweineangebot sogar größer aus als im Vorjahr. Die Schlachtungen stiegen um 2,2 Mio. Tiere oder 1,8 %, so der AMI-Fachmann. Dabei fällt es mitunter schwer, das erzeugte Fleisch innerhalb der EU abzusetzen. In vielen EU-Ländern hemmt die Finanzkrise mit den daraus resultierenden Sparprogrammen der Regierungen den Konsum. Steigende Fleischpreise an der Ladentheke versucht der Lebensmittelhandel deshalb mit aller Macht zu verhindern. Das fällt nicht schwer, weil das Angebot an ferkeln und Schlachtschweinen nach wie vor groß ist. Für 2011 rechnet Weiß mit insgesamt 59,3 Mio. in Deutschland geschlachteten Schweinen. Das wären nochmals 700 000 Tiere mehr als im Vorjahr.
Allerdings scheint sich das Wachstum abzuschwächen, so Weiß im Wochenblatt weiter. In den meisten Ländern gehen die Schweinebestände zurück. Und die Zahl der Sauen ist sogar teilweise drastisch gesunken, was etwas Hoffnung auf das kommende Jahr mache, meint der AMI-Experte, auch wenn die Produktivität in der Ferkelproduktion spürbar gestiegen ist und immer mehr Ferkel je Sau und Jahr erzeugt werden.
Wenn das Schweineangebot sinkt und der Fleischexport in Drittländer weiterhin floriert, könnte das für die dringend benötigte Preiserholung sorgen. Bis dahin ist der Weg aber vermutlich lang und steinig. (ad)