Einige der Lebensmitteldiscounter hätten die Erwartungen an eine Ausweitung der Milchproduktion offensichtlich genutzt, um Preisdruck auszuüben, sagte Fischer Boel am vergangenen Freitag. Sie sei froh, dass im deutschen Milchstreit eine Lösung gefunden worden sei, doch sie habe Zweifel, ob die höheren Preise nachhaltig seien. Zwar könne sie den Lieferboykott "natürlich nicht" gutheißen; sie habe jedoch ein "gewisses" Verständnis für die Reaktion der Milcherzeuger und für deren Unmut, die Werbekampagnen für preiswerte Milcherzeugnisse einiger Supermärkte zu finanzieren. Zu möglichen wettbewerbsrechtlichen Maßnahmen gegen den Einzelhandel mochte sich die Kommissarin nicht äußern. Das sei nicht ihre Zuständigkeit. Eingriffe der Kommission zugunsten hoher Erzeugerpreise lehnte Fischer Boel kategorisch ab. Ein solches "Mikromanagement" würde die Landwirtschaft letztendlich behindern, wie sich am Beispiel Argentinien zeige. Die Kommissarin verteidigte die zum 1. April dieses Jahres beschlossene Aufstockung der Milchquoten um 2 % mit dem Hinweis, die Mehrheit der Mitgliedstaaten habe das verlangt. Zugleich gab sie zu verstehen, dass die Milchproduktion wohl noch ausgeweitet werde. Bislang spiegle sich die Quotenausweitung noch nicht vollständig in den Erzeugungsmengen wider.
${intro}