An diesem Samstag treten EU-weit neue Kriterien für die Beurteilung von Hormongiften in Pflanzenschutzmitteln in Kraft. Dies ist das Ergebnis des in dieser Woche von der EU-Kommission beschlossenen Überprüfung und Fitness-Check aller EU-Bestimmungen und Gesetze zur Überwachung chemischer Substanzen in landwirtschaftlicher Anwendung auf Höfen und Äckern sowie in privaten Haushalten.
Die EU-Verordnung über die Zulassung von Pflanzenschutzmitteln (1107/2009) schreibt ab 10. November neue Zulassungskriterien vor. Demnach dürfen Wirkstoffe mit hormonschädigenden Eigenschaften (endokrine Disruptoren) nicht mehr genehmigt werden in Pflanzenschutzmitteln und Fungiziden. Damit werden eine Reihe von in der Landwirtschaft zum Einsatz kommenden Spritzmitteln vom Markt verschwinden müssen.
Einen „erfolgreichen Abschluss eines langen Kampfes“, nennt die SPD-Europaabgeordnete Susanne Melior die EU-weiten neuen Kriterien für Hormongifte in Pflanzenschutzmitteln. Diese werden am Samstag, 10. November 2018 gültig. Anhand der neuen Bestimmungen können Hormongifte – so genannte endokrine Disruptoren – in Pflanzenschutzmittel bestimmt und gegebenenfalls verboten werden
„Mit den Kriterien für Biozide und nun auch für Pestizide haben wir ein weltweit einmaliges System geschaffen, um diese zu bestimmen. Wir sind einer Vielzahl hormonell wirksamer Chemikalien ausgesetzt. Daher ist es wichtig, dass diese identifiziert, eingeordnet und bei gesundheitsschädigender Wirkung verboten werden können. Dafür haben wir Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten uns seit Jahren eingesetzt“, so das EP-Umweltausschussmitglied Melior.
Grünen-Agrarsprecher Häusling fordert sofortige Verbote gefährlicher Substanzen
Für den agrarpolitischen Koordinator der Grünen im EU-Parlament gehen die gefassten Beschlüsse nicht weit genug. Er fordert ein sofortiges Verbot von gefährlichen Substanzen in der landwirtschaftlichen Anwendung.
„Die von der EU-Kommission beabsichtigte Überprüfung setzt zwar auf den ersten Blick die richtigen Akzente: Wir brauchen mehr Forschung zu den schädlichen Auswirkungen von endokrinen Disruptoren. Auch gegen die geplante öffentliche Konsultation ist nichts einzuwenden“.
Die EU-Kommission schiebe das Problem aber auf die lange Bank. Im Sinne des vorbeugenden Verbraucherschutzes müssten viele Stoffe sofort vom Markt fliegen, so Häusling. Denn in Pestiziden, Bioziden, Kosmetik und in Kunststoff hätten diese Stoffe nichts zu suchen.
„Ich warne vor einer Verschleppung dieses enorm wichtigen Themas. Diese schädlichen Substanzen müssen vom Markt und unseren Feldern. Umgehend. Und nicht irgendwann vielleicht in ferner Zukunft, nach einem mehrjährigen Fitness Check“, so der Grünenpolitiker Häusling.