Die EU und Brasilien zeigen sich als Motoren eines transatlantischen Freihandelsabkommens zwischen der Gemeinschaft und dem südamerikanischen Mercosur-Block. Anlässlich eines EU-Brasiliengipfels letzte Woche in Brüssel verbreiteten sowohl EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso und EU-Ratspräsident Herman van Rompuy als auch Brasiliens Staatschefin Dilma Rousseff gute Stimmung.
Alle drei blicken auf den 21. März: Dann soll sich bei einem Treffen hochrangiger Vertreter zeigen, ob die 2010 wieder aufgenommenen Verhandlungen so weit gediehen sind, dass formale Angebote ausgetauscht werden können. Sollten die Voraussetzungen gegeben sein, könnte dieser Schritt sehr schnell folgen, erklärte Barroso im Anschluss.
Als möglicher Bremser gilt Argentinien. Buenos Aires verfolgt seit geraumer Zeit einen protektionistischen Kurs und irritiert damit nicht nur die EU, sondern auch die eigenen Mercosur-Partner. Der Handelsblock wird deshalb bereits am 7. März ein internes Treffen abhalten, um das Nachbarland ins Boot zu holen. Gelingt dies nicht, schließen Diplomaten mittlerweile nicht mehr aus, dass Brasilien, Paraguay und Uruguay allein auf die EU zugehen könnten.
Fleischproduktion steigt
Europäische Branchenvertreter blicken auf die Verhandlungen mit gemischten Gefühlen. Zwar gilt die Mercosur-Region als Wachstumsmarkt, von dem auch die europäische Ernährungswirtschaft profitieren könnte, doch wichtige Rindfleischerzeuger wie Irland oder Frankreich befürchten vor allem mehr unliebsame Konkurrenz aus Übersee.
Allein in Brasilien könnten in diesem Jahr schätzungsweise mehr als 9,7 Mio t Rindfleisch und sogar 13,7 Mio t Geflügelfleisch erzeugt werden. Die EU drosselte 2008 wegen der Aufdeckung von Kontrollmängeln die Rindfleischimporte aus Brasilien drastisch. Davon haben sich die Lieferströme nie wieder vollständig erholt. Sie beliefen sich 2013 auf gut 114 000 t. Im Jahr 2007 lagen die Rindfleischeinfuhren aus Brasilien bei mehr als 256 000 t.
Die Schweinefleischerzeugung bleibt 2014 mit voraussichtlich 3,4 Mio t hinter den beiden anderen Fleischbranchen zurück. Der EU-Markt ist für brasilianisches Schwein bislang verschlossen, weil die Erzeuger Brüssel bislang keine Produktionslinie vollständig frei vom Wachstumshormon Ractopamin garantieren können. Insgesamt hat die EU gegenüber Brasilien ein kräftiges Defizit im Agrarhandel: Im vergangenen Jahr standen Exporten von 1,54 Mrd Euro Einfuhren in Höhe von 13,3 Mrd Euro gegenüber; davon entfielen 41 % auf Sojabohnen und Ölkuchen, weitere 10 % auf Kaffee, Tee und Mate.