Die belgische liberale EU-Abgeordnete Frédérique Ries kennt bei Plastik kein Pardon. Die Berichterstatterin im Europäischen Parlament (EP) für die Reduktion und das Recycling von Plastik, will bei den Lebensmittelverpackungen aufräumen und unnötige Umverpackungen verbieten.
Die Liste von Verboten von der, zur liberalen Parteienfamilie zugehörigen ALDE-Berichterstatterin aus Belgien, ist lang. Sie reicht von Plastikeinweggeschirr, Trinkhalme bis zu Wattestäbchen. Aber die ehemalige belgische RTL-Fernsehmoderatorin will auch in der Nahrungsmittelverpackung Zeichen setzen, um die Millionen Tonnen schwere Müllflut an Land und in den Weltmeeren zu bändigen.
140 Millionen Tonnen Plastikmüll belasten Weltmeere und Lebensmittel aus dem Fischernetz
Ries will Produzenten und Vermarkter von Lebensmitteln für eine ökologischere Gesamtbilanz schon auf dem Bauernhof noch vor dem Versand und der Verpackung von Obst, Gemüse und Feldfrüchten sensibilisieren.
So will Sie nicht nur sehr leichte Plastiktüten völlig verbannen - mit Ausnahme der Umhüllung von feuchten, losen Lebensmittel aus hygienischen Gründen - sondern vor allem Lebensmittel- und Getränkeverpackungen aus aufgeschäumten Polystyrol gänzlich verbieten.
So sollen Äpfel, Birnen und Obst sowie alle Lebensmittel, die keiner weiteren Zubereitung bedürfen und unmittelbar vor Ort aus der Verpackung heraus verzehrt oder als Take-Away-Gericht mitgenommen werden - wie zum Beispiel Coffee-to-go Becher, Fastfood-Verpackungen - von Plastik gänzlich befreit werden. Auch Salatgurken in Kunststoffolie sind für die belgische EU-Abgeordnete völlig ein rotes Tuch undentbehrlich.
Der Berichterstatter für die EVP-Fraktion im EU-Parlament der CDU-Europaabgeordnete, Karl-Heinz Florenz, zählt im Pressegespräch auf, worum es im Einzelnen geht: "Ziel ist die Reduktion von Plastik in den Meeren. Rund 140 Millionen Tonnen Plastikmüll schwimmen in unseren Meeren, die Fläche entspricht ungefähr der Größe Mitteleuropas mit Konsequenzen für Umwelt, Tiere und die menschliche Gesundheit", erklärt der nordrhein-westfälische CDU-Europa-Abgeordnete und Landwirt.
Verschwendung gigantischen Ausmaßes: 105 Milliarden Euro Plastikwert schwimmen in den Ozeanen nutzlos und umweltgefährdend
Die EU-Kommission adressiert mit ihrem im Januar 2018 vorgelegten Vorschlag zehn Plastikeinwegprodukte sowie Fischernetze. Mit diesen elf Produkten sollen 70% des gesamten Meeresmülls vermieden werden. Unterschiedliche Maßnahmen werden vorgeschlagen von Hinweisen und Aufklärungskampagnen bis hin zu Sammel- und Reduktionszielen, technischen Anforderungen und Verboten als auch der erweiterten Herstellerverantwortung.
Ziel ist es, die Art und Weise, wie wir Plastik produzieren und konsumieren zu ändern und Innovation in der Industrie anzuschieben jedoch nicht Plastik zu verteufeln, betont Florenz. Derzeit gingen 95 % des Wertes von Plastikverpackungen verloren, dies mache einen Wert von 105 Milliarden Euro pro Jahr aus. Ein weiteres wichtiges Element sei der bessere Umgang mit unseren knapp werdenden Rohstoffen, betont der Landwirt Florenz. Eine bessere Sammlung und hochwertigeres Recycling von Plastik seine wesentliche Elemente für künftige Vermeidungsstrategien.
Im November beginnen Trilog-Verhandlungen zwischen Rat, Kommission und Parlament
Das Plastikproblem findet unterdessen weltweite Beachtung. So soll beispielsweise in Indien ab 2022 sämtliches Einwegplastik verboten werden, in Korea sind Plastiktüten sowie Einweg-Plastikbecher verboten, einige EU-Mitgliedstaaten haben bereits Plastikbesteck, Plastiktüten oder Wattestäbchen verboten.
Nachdem der Umweltausschuss weitgehende Verbote auch bei Verpackungen in der Lebensmittelkette beschlossen hat, will das EU-Parlament mit einer Reihe von Änderungsanträgen das eine oder andere Verbot noch kippen. Am Montag kommender ist zum Thema Kunststoffverpackungen und Plastik-Vermeidung eine Aussprache vorgesehen und am Mittwoch (23.10) wird abgestimmt. Das Ergebnis der Verbotsanträge und Reduktions-, beziehungsweise Recyclingziele soll als Vorlage für den in November beginnende Trilog-Verhandlungen zwischen Kommission, Rat und Parlament dienen. Die österreichische EU-Ratspräsidentschaft hat den Ehrgeiz, dass Dossier vor den EU-Wahlen im Mai 2019 zur Entscheidungsreife zu bringen.