Grünen-Chef Robert Habeck sieht die Pläne von CDU-Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner zur Einführung eines "Tierwohlsiegels" kritisch, weil es auf Freiwilligkeit setzt statt verbindliche Vorgaben zu machen. Im Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters schlug der Noch-Landwirtschaftsminister von Schleswig-Holstein zudem vor, die höchste Tierhaltungsstufe zum Standard für Öko-Fleich zu machen.
Wenn das Fleisch den besten Tierschutzstandards entspricht, müssten die Käufer auch mehr zahlen, fordert Habeck weiter. Grundsätzlich bestimme zwar der Markt den Preis, für die höchste Haltungsstufe sollten die Verbraucher seiner Meinung nach aber drei- bis viermal mehr ausgeben müssen, als für Fleisch aus konventioneller Haltung, verlangte der Politiker nach Informationen des Hamburger Abendblattes. Bei tiergerechter Haltung gehe es etwa um Außenauslauf und Beschäftigungsmöglichkeiten. "Das ist natürlich nicht umsonst", sagte Habeck.
Die Grünen würden sich für eine verbindliche Haltungskennzeichnung stark machen. Laut Habeck hätte die Partei Sorge, dass Ministerin Klöckner mit ihrem staatlichen Tierwohllabel keinen wirksamen Hebel schaffe, um die Tierhaltung umzustellen und die Landwirte für eine bessere Haltung fair zu entlohnen. Allerdings will der Grünen-Chef Klöckners Vorstellungen nicht vorschnell eine Abfuhr erteilen: "Wir werden schauen, wie es genau ausgestaltet wird und dann entscheiden." Es dürfe kein "Placebo-Siegel" geben.
Im Reuters Interview kritisierte der Vegetarier weiter, dass die Deutschen grundsätzlich zu viele tierische Produkte konsumieren. "Der Sonntagsbraten ist zum Jedentagsbraten geworden. Lebensmittel sind buchstäblich kaum noch etwas wert." Die Einführung eines fleischlosen Tages in der Woche, den einige Grüne zeitweise gefordert hatten, lehnt er ab: "Worüber wir gerade sprechen, ist das Gegenteil vom Veggie-Day." Es gehe um einen klaren staatlichen Rahmen, nicht um Erziehung zur Verhaltensänderung. "Wir reden über eine bessere Politik, nicht über bessere Menschen."