In der Nacht vom 3. Juni wollen bayerische Bauern in München vor der Staatskanzlei mit einem Haberfeldtreiben CSU-Chef Horst Seehofer anklagen. Anlass ist der Streit um die Milch, die Agro-Gentechnik und die Zwangsimpfung von Rindern gegen die Blauzungenkrankheit, berichtet die Süddeutsche Zeitung. Noch nie wären die Bauern so enttäuscht von der CSU gewesen, ist dort zu lesen. Treibende Kraft ist, wie schon beim Haberfeldtreiben gegen Gerd Sonnleitner auch, wieder der Landwirt Erwin Schneiderbauer. Zusammen mit Vertretern der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) will er die "CSU spüren lassen, dass die Bauern das nicht länger mitmachen", zitiert die Zeitung den umstrittenen Milchbauern.
Seine Kritik: Seehofer setze sich nicht für einen Milchgipfel ein. Außerdem habe die CSU zugesagt, Bayern gentechnikfrei zu machen, im Bundestag aber einen Antrag gegen den GVO-Maisanbau abgelehnt. Auch, dass Gegner der Blauzungenimpfung bestraft werden, hält er für inakzeptabel und Wortbruch der Partei. Laut der Süddeutschen erwarten die Veranstalter, dass das Haberfeldtreiben gegen Seehofer noch spektakulärer wird als das gegen den Bauernpräsidenten Gerd Sonnleitner im November 2008. Da zogen 2500 Landwirte in düsteren Gewändern und mit rußigen Gesichtern in einem Fackelzug durch Sonnleitners Wohnort Ruhstorf und protestierten gegen dessen Milchpolitik.
BDM verurteilt Idee des Haberfeldtreibens gegen Seehofer
Der BDM hat sich unterdessen bei allem Verständnis für die persönliche Betroffenheit und Erregung der Milchbauern ausdrücklich von dem geplanten Haberfeldtreiben gegen Ministerpräsident Horst Seehofer distanziert. Der BDM lege Wert auf die Feststellung, dass diese Idee nicht von Seiten des Verbandes kommt. Er forderte am Freitag seine Mitglieder ausdrücklich auf, an dieser Aktion NICHT teilzunehmen und diese Aktion auch in keiner anderen Form zu unterstützen.
Das Haberfeldtreiben war einst eine Art altbayerisches Femegericht. Dem "Delinquenten" wurden in einem derben Spektakel tatsächliche oder vermeintliche Übeltaten vorgehalten. Auch bei dem Haberfeldtreiben gegen die CSU soll es einen Fackelzug geben.