Der EU-Parlamentarier Martin Häusling von den Grünen fordert weiterhin einem Umbau der Unterstützung für die Landwirte. Wie er anhand einer Studie erklärte, will er weg vom Säulenmodell und hin zu einer Honorierung von Leistungen, die sich den Ökolandbau zum Leitbild nimmt und diesen als Premiumstandard für öffentliche Gelder definiert.
Betriebe, die lediglich nach den gesetzlichen Bedingungen wirtschafteten, sollten keine öffentlichen Gelder mehr erhalten, so Häusling. Das derzeitige Modell einer export- und wachstumsorientierten Landwirtschaft beschere zwar dem Handel und der Lebensmittelindustrie satte Gewinne; es sichere aber weder den Bauern ein angemessenes Einkommen noch entspreche es den Erwartungen der Verbraucher.
Der Grünen-Politiker will, dass das Zahlungssystem ab 2020 und dann bis spätestens 2034 umgebaut wird. Für den Übergang zu tiergerechteren Haltungssystemen müsse die Förderung schrittweise angepasst werden. Dafür seien eine neue EU-Definition für regional angepasste, artgerechte Haltungssysteme und der Ausbau der Weidehaltung nötig. Der Erhalt und Wiederaufbau der Artenvielfalt in der Agrarlandschaft, erweiterte Naturschutzleistungen und die Förderung benachteiligter Gebiete sollte laut Häusling durch spezielle Fördermodule gewährleistet werden, die sowohl für den vorgeschlagenen Premiumstandard Ökolandbau als auch für andere Standards angeboten würden.
Dabei denkt der Grünen-Politiker an „einfach zu überprüfende Betriebsfaktoren“, so etwa die Weidehaltung, eine Mindestfruchtfolge oder die ausschließlich organische Düngung. Ansonsten drohe wieder „ein bürokratischer Overkill“. Die Bindung der Tierhaltung an die in der Region vorhandene Futterbaufläche als generellen Standard peilt Häusling als mittelfristiges Ziel an. Grundlage der heimischen Eiweißversorgung müsse der Leguminosenanbau in Europa werden.
Prozessqualität von Lebensmitteln mit Nummern kennzeichnen
Mitautorin der Studie „Fundamente statt Säulen: Vorschläge zur Neuausrichtung der EU-Agrarpolitik“ ist Reinhild Benning von der Umwelt- und Entwicklungsorganisation Germanwatch. Sie empfiehlt darin, der Nahrungsmittelindustrie und dem Handel zur Auflage zu machen, die Prozessqualität von Lebensmitteln zu kennzeichnen. Analog der Eierkennzeichnung sollten alle Lebensmittel in die Kategorien 0, 1, 2 oder 3 eingeteilt und gekennzeichnet werden, wobei die Ziffer 0 den Ökolandbauanforderungen entsprechen sollte.
Die Ziffer 3 kennzeichne dann, „dass lediglich gesetzliche“ Mindestanforderungen eingehalten würden. In die Ziffern 1 und 2 sollten Bauernhöfe für Verbraucher sichtbar gemacht werden, die beispielweise mit geringerem Pflanzenschutzmitteleinsatz und tierfreundlicher Weidehaltung besondere Leistungen erbrächten. Den Landwirten sollte dabei ausdrücklich kein Mehraufwand entstehen, betonte Benning.