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Agrarpolitik bei der Landtagswahl Maisernte Baywa in Insolvenzgefahr

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Horper: Nicht durch schlechte Jahre entmutigen lassen!

Das Jahr 2016 war für die meisten Bauern ein schlechtes Jahr, schreibt BWV-Präsident Michael Horper in einem lesenswerten Grußwort. Er geht darin insbesondere auf die verzerrten Wünsche von Verbrauchern, den Einfluss von Agrarkritikern sowie Bürgermeister ein, die lediglich den Bürgerinitiativen gefallen wollen.

Lesezeit: 6 Minuten

Das Jahr 2016 war für die meisten Bauern ein schlechtes Jahr, schreibt Michael Horper, Präsident des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Nassau (BWV) in einem Grußwort zum Jahreswechsel.


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„Die Preise für die Milch und für die Feldfrüchte gaben keinen Anlass zur Freude und darüber hinaus hatten wir hohe Aufwendungen, um dem Krankheitsdruck in unseren Beständen Herr zu werden. Die schweinehaltenden Betriebe hatten nach Jahren der Tiefpreisphase zeitweise zufriedenstellende Preise“, so der Landwirt.


Und weiter stellte er fest: „Wir leben in einem globalen Markt und erfreulicherweise wünscht sich die überwiegende Mehrheit unserer Verbraucher regional erzeugte Produkte, ohne allerdings nachhaltig bessere Preise dafür zahlen zu wollen. Wir dürfen uns mit unserer Leistung aber nicht klein machen. Wir erzeugen doch Qualitäten, wo sich Menschen in anderen Teilen unserer Welt die „Finger danach lecken“ würden. Wenn in den Schwellenländern die Kaufkraft steigt, werden verstärkt deutsche Produkte nachgefragt. Wenn auch der Meister am eigenen Herd vielfach wenig geschätzt wird, so sind wir in der Welt Spitzenreiter in der Liga der Nahrungsmittelproduzenten. Deswegen dürfen wir uns auch durch schlechte Jahre nicht entmutigen lassen. Schwankungen zeichnen sich nun einmal dadurch aus, dass nach Tälern auch wieder Berge folgen.“


Vor allem die gesetzlichen Einschränkungen würden Horper persönlich mehr Sorgen machen als marktwirtschaftliche Schwankungen, schreibt er weiter und spricht von Gängeleien und Einschränkungen, die der Berufsstand aufgrund gesetzgeberischer Maßnahmen hinnehmen muss. Nach fast zwei Jahren als Präsident des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Nassau müsse er feststellen, dass es unglaublich ist, mit welcher Sturheit - auch aus Gründen der Gesichtswahrung – bei der Entwicklung, Bearbeitung, Diskussion und Verabschiedung von Gesetzen und Verordnungen an unsinnigen Inhalten festgehalten werde. Das Aufbrechen dieser geistigen Fronten binde viel Zeit und viel Kraft, so Horper.


Bürgermeister wollen Bürgerinitiativen gefallen


Ungeachtet dessen sieht der Präsident auch gesellschaftliche Strömungen, die versuchen, die Bauern mit Unwissen zu diskreditieren. „So müssen wir nicht selten gegen Bürgerinitiativen ankämpfen, die mehr mit unqualifizierten Schlagworten arbeiten als mit Fachkenntnissen. Ich habe jeden Respekt vor Mitgliedern, die sich gegen diese Bürgerinitiativen behaupten und sogar oftmals gegen Politiker kämpfen, die sich vor den Karren solcher Menschen spannen lassen, die von sich selbst glauben, sie würden das Volk vertreten. So ist es für mich nicht nachvollziehbar, dass Menschen einerseits Obst und Gemüse aus aller Herren Länder einkaufen und andererseits hier vor Ort Landwirte kritisieren, die Gülle aus Westfalen, Holland oder Belgien ackerbaulich verwerten“, kritisiert Horper.


Gülle spare Mineraldünger ein, verbessere gerade in vieharmen Regionen die Bodenstruktur und sei letztlich auch wirtschaftlich sinnvoll. Anstatt sich aber hinter die Bauern zu stellen, wie das vereinzelt durchaus der Fall ist, würden viele Bürgermeister und Gemeinderäte doch eher aggressiv gegen Bauernfamilien vorgehen, angeblich im kommunalen Interesse, in der Regel aber, um Bürgerinitiativen zu gefallen.


„Dabei wird meines Erachtens eines verkannt: Die Menschen wünschen für sich ein Gefühl der Sicherheit. Politische Entscheidungsträger würden nicht nur an Profil, sondern auch an Ansehen in den Gemeinden gewinnen, wenn sie sich fachlich mit der Landwirtschaft auseinandersetzen würden und verunsicherten Menschen deutlich sagen würden, welche Vorteile beispielsweise die Ausbringung von Gülle haben kann und weshalb eine Dorfgemeinschaft dankbar für jeden existenzfähigen Bauernhof sein sollte. Es wäre sehr viel schneller Ruhe und Frieden in den Dörfern, wenn den Bürgerinitiativen der Wind aus den Segeln genommen würde.“


Schreiben Sie Leserbriefe


Erfreut zeigt sich Horper über die neue Landesregierung, die den wirtschaftlichen Erfordernissen der Betriebe wieder mehr Platz einräume. Denn auf Dauer könnten nur wirtschaftlich erfolgreiche Betriebe bestehen und die von der Gesellschaft gewünschten Ziele umsetzen.


„Wir Bauern- und Winzerfamilien müssen zusammenhalten, um dies auch gegenüber der Politik und der Gesellschaft deutlich zu machen. Dem Angriff auf einen unserer Betriebe sollte auch immer von uns allen entgegnet werden. Wir sollten uns immer einmischen, Leserbriefe schreiben und uns wehren, auch in kommunalen Gremien. Scheuen Sie sich daher im kommenden Jahr nicht, Leserbriefe zu verfassen und Ihre Meinung kund zu tun. Wir sind alle keine ausgebildeten Schriftsteller oder Literaten, dennoch dürfen wir uns nicht beirren lassen, für unsere Überzeugung zu kämpfen und gemeinsam unsere Meinung sagen, z.B. zu Berichten und Kommentaren in Zeitungen, die uns diskreditieren oder unsere Bewirtschaftungsweise negativ darstellen. Wir müssen wieder stärker aktiv werden, jeder Einzelne von uns! Wir sind doch die Fachleute und wir haben es doch nicht nötig uns von Laien vorführen zu lassen“, so Horper.


Bürger wünschen sich Garten Eden


Laut dem Präsidenten leben wir heute in einer Wohlstandsgesellschaft. Die Menschen haben Zeit, sie haben Geld und sie möchten lange und gesund leben. Man wünscht sich den Garten Eden zurück – in einer perfekten rückstandsfreien Welt, in der sich selbst die Tiere freiwillig und „selbstverständlich perfekt“ schlachten lassen möchten.


Die absolute Rückstandsfreiheit kann es seiner Meinung nach aber nie geben und sie sei vielleicht sogar schädlich. „Wir haben im Jahr 2016 eine um die eine-Milliarde-fache exaktere Analysegenauigkeit als noch 1960! Und schon das macht den Menschen Angst. Die technischen Entwicklungen sind rasant, die fortschreitende Digitalisierung gehört zum betrieblichen Alltag. Roboter, Drohnen und Datenvernetzung bieten vor allem auch Vorteile: bei der exakten Ausbringung von Dünger und Pflanzenschutzmitteln, bei der Fütterung von Tieren, bei der Ernte oder im Bereich der Melktechnik. Dies alles müssen wir nutzen und als Teil der modernen Landwirtschaft nach außen tragen.“


Den Tieren sei es seit Beginn der Domestizierung noch niemals so gut gegangen wie heute. Trotzdem schürten Nichtregierungsorganisationen kontinuierlich gegen die landwirtschaftliche Tierhaltung. „Kurzum, trotz Verunsicherung weiter Teile der Gesellschaft, können wir stolz auf unsere Leistungen sein: Wir erzeugen hochwertigste nahezu rückstandsfreie gesunde Lebensmittel sowohl auf konventioneller als auch auf ökologischer Ebene“, so Horper abschließend.


Er wünsche sich, dass sich die Medien künftig kritischer mit Organisationen auseinandersetzen, die die Landwirtschaft permanent pauschal angreifen und populistisch schlecht machen. Er bittet aber auch um Verständnis, wenn nicht alle Wünsche, die an den Bauernverband gestellt werden, in Erfüllung gehen. „Aber wenn wir alle zusammen kämpfen und uns für unsere berechtigten Anliegen einsetzen, können wir erfolgreich sein in Politik und Gesellschaft.“

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