Das Image wie auch das Bild der deutschen Landwirtschaft hat sich bei den Verbrauchern in den letzten Jahren in mehreren Punkten deutlich verbessert. Dies ist das Ergebnis einer aktuellen, repräsentativen Umfrage vom November/Dezember 2008, die das Institut für Demoskopie Allensbach im Auftrag der DLG durchgeführt hat. Die Geschäftsführerin des Allensbacher Instituts, Prof. Dr. Renate Köcher, wird die Ergebnisse Donnerstag bei der DLG-Wintertagung in Berlin vorstellen. "Dass Landwirte für neue Entwicklungen offen und umweltbewusst sind sowie sich für die Interessen der Verbraucher einsetzen und sich an den Prinzipien einer artgerechten Tierhaltung ausrichten, dieses Bild verstärkt sich in der Bevölkerung", so formuliert sie es in ihrem Ergebnisbericht. Allerdings habe die deutsche Bevölkerung nach den Aussagen von Prof. Köcher "nach wie vor eine tiefe emotionale Zuneigung zu dem Bilderbuch-Bauernhof aus Kindertagen und revoltiert daher innerlich gegen die Transformation der Landwirtschaft". Dies zeige sich auch an der nur begrenzten Bereitschaft, Veränderungen in der Landwirtschaft mitzutragen, selbst wenn dadurch die Lebensmittelpreise deutlich gesenkt werden könnten.
Hohe Erwartungen der Verbraucher an die Landwirtschaft
Der Verbraucher in Deutschland stelle hohe Anforderungen an die Landwirtschaft, fasst Prof. Renate Köcher die Ergebnisse zusammen. Dies gelte insbesondere bei tierischen Erzeugnissen. Artgerechte Tierhaltung stehe an der Spitze der Erwartungen, noch vor Qualitätsgarantien der Sicherung der Ernährung in Deutschland und nachhaltigen Produktionsmethoden. 79 % der gesamten Bevölkerung erwarten von der Landwirtschaft eine artgerechte Tierhaltung, 75 % die Garantie der Qualität von Fleischprodukten, 73 %, dass sie die Ernährung der Bevölkerung in Deutschland sichert, und 72 %, dass sie bei der Produktion von Nahrungsmitteln auf Nachhaltigkeit setzt. Wichtig ist für den Verbraucher auch die Erhaltung des ländlichen Raums und der Dorfgemeinschaften.
Das Bild der Tierhaltung in der Öffentlichkeit verbessert sich
Trotz der hohen Erwartungen hat sich das Bild der Tierhaltung in der Öffentlichkeit in den letzten sechs Jahren deutlich hin zum Positiven entwickelt, so die Direktorin weiter. So seien mehr als die Hälfte der Bevölkerung überzeugt, dass sich die Tierhaltung in den letzten Jahren durch modernere Ställe, mehr Freilandflächen oder andere Maßnahmen deutlich verbessert habe. Insbesondere die ältere Bevölkerung ziehe diese positive Bilanz. 64 % der über 60-Jährigen sehen deutliche Verbesserungen bei der Tierhaltung in Deutschland.
Sehr differenzierte Einstellungen zur Gentechnik bei Themen Lebensmittel, Nahrungsmittelknappheit und Energieproduktion
Während der Einsatz der Gentechnologie für die Entwicklung von Medikamenten von der Gesellschaft weit überwiegend positiv bewertet wird, werde der Einsatz in der Landwirtschaft kritisch gesehen, stellt Prof. Köcher weiter fest. Als bemerkenswert bezeichnete sie die Antworten auf entsprechende Fragen, die auf klare "differenzierte Einstellungen" hinweisen. So würde knapp die Hälfte der Befragten die Nutzung von Gentechnik zur Entwicklung von Getreidesorten zum Anbau und zur Verbesserung der Versorgung in kargen Gegenden der Dritten Welt gutheißen. Ähnlich verhalte es sich bei der Züchtung von Pflanzen zur Deckung des Energiebedarfs durch Biomasse. Auch hierbei würde mit 46 % fast die Hälfte der Bevölkerung positiv zum Einsatz von Gentechnik in der Züchtung stehen. Deutlich anders falle die Reaktion dagegen aus, wenn es um die Optimierung bzw. Steigerung der landwirtschaftlichen Produktion gehe, die für die Nahrungsmittelversorgung in Deutschland gedacht sei. So würden nur 27 % den Einsatz der Gentechnologie zur Immunisierung von Pflanzen gegen Krankheiten und Schädlinge unterstützen und nur 18 % zur Erhöhung der Ernteerträge. Am kritischsten werde der Einsatz der Gentechnologie zur Erhöhung der Milchleistung von Kühen gesehen. 81 % würden dies ablehnen. Die Expertin erklärt diese Haltung in der Bevölkerung damit, dass eine Überflussgesellschaft, die aus einem derart breiten Angebot an Nahrungsmitteln auswählen könne wie die deutsche, "sich zwangsläufig wenig von einer Erhöhung der Ernteerträge verspricht".