Die Hersteller von Pflanzenschutzmitteln in Deutschland sehen im Ergebnis der Brüsseler Beratungen über das Pflanzenschutzpaket erhebliche Risiken. "Bei der Zulassung von Pflanzenschutzmitteln ist die Abkehr von einer wissenschaftlich fundierten Entscheidungsfindung eingeläutet worden", so Volker Koch-Achelpöhler, Hauptgeschäftsführer des Industrieverbands Agrar e. V. (IVA) in Frankfurt. Für den Schutz des Verbrauchers und der Umwelt sei nichts gewonnen, wenn man bei der Bewertung der Wirkstoffe auf eine wissenschaftlich basierte Abwägung von Nutzen und Risiken verzichte, erklärte er am Dienstag. Koch-Achelpöhler kritisiert auch die verbreitete Darstellung, erst die neue Zulassungsverordnung schütze die Verbraucher vor Wirkstoffen, die beim Menschen Krebs erzeugen oder das Erbgut verändern könnten. Substanzen, die bei ihrer Anwendung solche Effekte hervorrufen können, seien auch bisher nicht zugelassen gewesen. Für die Landwirte könnten sich seiner Meinung nach in absehbarer Zeit einige schmerzhafte Lücken im Pflanzenschutz auftun. Gefährdet seien z.B. wichtige Mittel gegen Schadpilze im Getreide. Koch-Achelpöhler begrüßt aber, dass das Parlament auf anfängliche Extremforderungen verzichtet hat. Zugeständnisse an die Landwirtschaft fänden sich vor allem in zahlreichen Ausnahme- und Sonderregelungen. "Irritationen sind damit vorprogrammiert", so der Verbandschef. Wie er weiter erklärt müssen neue Wirkstoffe in Zukunft zahlreiche zusätzliche Anforderungen erfüllen. Wie sie genau aussehen, soll aber erst in den kommenden Jahren formuliert werden. Es werde damit noch schwieriger, Ersatz für wegfallende Wirkstoffe zu finden und neue Problemlösungen für den Pflanzenschutz auf den Markt zu bringen. Mehr Zustimmung findet bei der Pflanzenschutz-Industrie die Rahmenrichtlinie für die nachhaltige Anwendung von Pflanzenschutzmitteln. "Sie lässt Raum dafür, dass in den nationalen Aktionsplänen zu ihrer Umsetzung jeder Mitgliedstaat die angemessenen Wege zu einer Minimierung möglicher Risiken finden kann."
Alle Stimmen und Hintergründe zur Pflanzenschutznovelle lesen Sie hier: Pflanzenschutz-Novelle beschlossen (13.1.09)