Selbst wenn ein gewinnbringendes Tagesgeschäft schwer genug ist, braucht ein landwirtschaftliches Unternehmen Innovationen, um erfolgreich zu bleiben, sagt Prof. Karin Schnitker, Start-up-Expertin im Agrarbereich.
"Was bei zu wenig Zukunftsorientierung geschieht, zeigen Namen wie Schlecker, AEG, Grundig oder Nokia. Sie hatten Erfolg, waren Marktführer ihrer Branche und verfügten über hohe Markenwerte", so Prof. Karin Schnitker von der Fakultät Agrarwissenschaften und Lansdschaftsarchitektur an der Hochschule Osnabrück im Interview mit dem Magazin f3 farm.food.future. Ihr Aufstieg sei häufig durch Innovationen entstanden.
Doch Innovationskraft und der Erhalt dieser Kraft ist laut der Expertin kein Selbstläufer. Erst recht, wenn der Erfolg vergangener Zeiten die Unternehmen hat so komplex werden lassen, dass schon das Tagesgeschäft eine Herausforderung ist. "Viele landwirtschaftliche Betriebe sind über Jahre gewachsen und immer komplexer geworden. Zusätzlich verkomplizieren Auflagen und gesellschaftliche Anforderungen das Tagesgeschäft. Sich unter diesen Voraussetzungen neue Ideen auszudenken, scheint schwer."
Trotzdem gehört laut Prof. Schnitker beides dazu: Den Betrieb effizient führen und neue, teils unsichere Wege beschreiten. Sie nennt ein Beispiel aus der Praxis: Das von zwei Landwirten aufgebaute Unternehmen „Heimart“ hat begonnen, aus dem laufenden Kartoffel-Betrieb heraus selbst Chips zu veredeln. Als die Idee entwickelt und am Markt war, ging es auch in diesem neu etablierten Betriebszweig wieder um Effizienz und Routine. Die Wirtschaftsforschung spricht von organisationaler Zweihändigkeit oder „Ambidextrie“.
Auf die Frage von f3, warum es Landwirten so schwer fällt, ihre über Jahre eingespielten Geschäftsmodelle auf Innovationen hin abzuklopfen, erklärt Schnitker, dass landwirtschaftliche Betriebe häufig der Logik der Kostenführerschaft unterliegen, da sie Massemärkte mit Produkten wie Fleisch, Milch, Obst oder Gemüse bedienen. "Diese Märkte sind relativ homogen und auf der Stufe der Urerzeugung ermöglichen sie keinen großen Spielraum für Differenzierung. Hier verkauft der Landwirt das Rohprodukt und veredelt es selten selbst. Produktinnovationen, die höhere Preise als den Marktpreis erzielen, liegen nicht so nah. Deshalb passen Landwirte ihre Absatzmenge oft dem Preis an. Ihre Strategie ist dann auf Effizienz ausgelegt. Wer bei niedrigen Preisen noch das meiste für sich herausholt, gewinnt. Möglich ist das nur durch Kosteneffizienz und die Reduktion des Arbeitsaufwandes."
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