Der Vorsitzende des Wissenschaftlichen Beirats für Agrarpolitik, Prof. Folkhard Isermeyer, hat klargestellt, dass sein Gutachten zur Agrarreform keine Aufforderung für eine Radikalkur ist. "Wir empfehlen keine Abschaffung der Agrarpolitik, sondern eine Neuorientierung mit problemorientierten, zielgerichteten Maßnahmen", sagte Isermeyer vergangene Woche. Zuvor hieß es, der Beirat habe einen radikalen Umbau der Agrarpolitik weg von der Einkommensstützung "mit der Gießkanne" hin zu zielgerichteten Maßnahmen empfohlen.
Isermeyer räumte angesichts des dramatischen Zustands der öffentlichen Haushalte ein, dass die vorgebrachte Kritik an der gegenwärtigen Agrarpolitik "sehr riskant" sei. Deshalb habe der Beirat im Gutachten deutlich gemacht, dass es ihm nur um einen Umbau der Agrarpolitik gehe, wobei eine wirksamere Politik für Ernährung, Landwirtschaft und ländliche Räume ebenfalls sehr teuer werden könnte.
In seiner Stellungnahme sagte der Professor darüber hinaus wachsende Verteilungskämpfe voraus: "Viele Ressorts wetzen die Messer, um sich einen Teil von den 40 Mrd. Euro zu sichern, die bisher in der Agrarpolitik verausgabt werden." Zwar befinde sich die Agrarseite derzeit noch in einer relativ günstigen Verhandlungsposition, weil sie auf die aktuell niedrigen Preise und Einkommen verweisen könne. "Sollten aber die Weltagrarpreise zur Mitte des Jahrzehnts anziehen, dürfte es im Jahr 2017 äußerst schwierig werden, die Mittel über 2020 hinaus im Agrarbereich zu halten", warnte der Präsident des Johann-Heinrich-von-Thünen-Instituts (vTI).
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