Selbst wenn es in Deutschland durch die anstehende Novellierung der EU-Pflanzenschutzgesetzgebung nicht zum befürchteten Kahlschlag bei den zugelassenen Wirkstoffen kommen sollte, sind durch verschärfte Zulassungskriterien negative Folgen für die heimische Landwirtschaft zu erwarten. Das wurde deutlich beim diesjährigen Fachforum vom Berufsverband Agrar, Ernährung, Umwelt (VDL-Bundesverband), das sich vergangene Woche in Berlin mit der Frage beschäftigte, welche Auswirkungen das geplante EU-Pflanzenschutzpaket für Hersteller, Landwirtschaft und Umwelt haben wird. Beispielsweise rechnet Dr. Jens Rademacher vom DBV aufgrund sinkender Flächenerträge mit spürbar steigenden Agrarpreisen am EU-Binnenmarkt, sollte sich der Umweltausschuss des Europäischen Parlaments mit seinen hohen Anforderungen bei der Mittelzulassung durchsetzen. Dr. Rüdiger Scheitza, Vorstandsmitglied bei Bayer CropScience, befürchtet durch die geplante Verschärfung der Zulassungskriterien eine deutliche Reduzierung der Wirkstoffvielfalt und eine damit verbundene Schwächung der deutschen Landwirtschaft. Dagegen geht Dr. Hans-Gerd Nolting vom Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) davon aus, dass die Zahl der Wirkstoffe, der Mittel und der Indikationen in Deutschland mittelfristig sogar steigen wird, da durch die kürzeren Zulassungsfristen neue Mittel schneller auf den Markt kämen. Allerdings könne es kurzfristig und in einigen Indikationen in Einzelfällen zu Einschränkungen der verfügbaren Mittel kommen, räumt auch Nolting ein. Er geht davon aus, dass durch die vom Europäischen Rat beschlossenen Kriterien zur Genehmigung von Wirkstoffen - den sogenannten "Cut-Off-Kriterien" - bis zu 22 der 252 in Deutschland zugelassenen und in Pflanzenschutzmitteln enthaltenen Wirkstoffe der Ausschluss droht.
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