Nur wenn sich die intensive Geflügelhaltung in Deutschland auf mehr Tierschutz einlässt, hat sie eine Zukunft. Das war eine der zentralen Schlussfolgerungen des zweiten Geflügelsymposiums der Hochschule Osnabrück und des Wissenschafts- und Informationszentrums Nachhaltige Geflügelwirtschaft (WING) Anfang Dezember in Osnabrück.
Nach Angaben der Veranstalter wies der wissenschaftliche Leiter des WING, Prof. Hans-Wilhelm Windhorst, zunächst auf die Vorreiterrolle Niedersachsens hin, da dort rund die Hälfte aller in Deutschland gehaltenen Hähnchen, Puten und Legehennen beheimatet sei. „Die Wirtschaft sollte den Forderungen nach mehr Tierwohl und Umweltverträglichkeit nachkommen, wenn sie die auf einige Regionen konzentrierten jetzigen intensiven Haltungsformen beibehalten will“, empfahl der Geflügelexperte.
Bezüglich der Umsetzung von Tierschutzzielen mahnte er ein neues Miteinander zwischen Politik und Wirtschaft an, denn aus seiner Sicht sind „Blockadehaltungen beider Seiten nicht zukunftsweisend“.
Für Niedersachsens Landwirtschaftsminister Christian Meyer gibt es zu mehr Tierschutz in den Ställen keine Alternative. Er forderte die Landwirtschaft auf, sich zukunftsfähig weiterzuentwickeln und den Tierschutz als Chance zu begreifen. Es seien jedoch in der gesamten Wertschöpfungskette Projekte zum Tierwohl in einem leistbaren Umfang zu verankern. Diese müssten ökonomisch vertretbar sein und gleichzeitig messbare sowie belastbare Erkenntnisse aus der Wissenschaft vorweisen können, betonte der Minister.
Er wies darauf hin, dass viele Punkte des niedersächsischen Tierschutzplans bereits europäisches Recht, aber in Deutschland noch nicht umgesetzt seien.
Der Vorsitzende der Niedersächsischen Geflügelwirtschaft (NGW), Friedrich-Otto Ripke, appellierte an den Minister, vor der Umsetzung von Tierschutzmaßnahmen den wissenschaftlichen Erkenntnissen genügend Zeit einzuräumen und bei deren Beurteilung Realismus walten zu lassen.