Die Kornkammer Osteuropa bietet riesige unerschlossene Potentiale für Ackerbauern mit Pioniergeist. Wer als deutscher Landwirt in Ländern wie Russland oder der Ukraine Fuß fassen will, sollte sich vorher aber genau über die Verhältnisse vor Ort informieren, um nicht Schiffbruch zu erleiden.
Dr. Heinz-W. Strubenhoff vom Deutsch-ukrainischen agrarpolitischen Dialog kann deutschen Landwirten durchaus empfehlen, in der Ukraine zu investieren. "Sie können mit Ackerbau in der Ukraine gutes Geld verdienen, sollten aber die teils schwierigen Rahmenbedingungen kennen und berücksichtigen ", empfahl der Osteuropa-Experte vergangene Woche in München bei der diesjährigen DLG-Wintertagung.
So sei das politische System in keinster Weise mit dem westlicher Demokratien vergleichbar. Jüngstes Beispiel für poltische Willkür seien die 2010 verhängten Exportquoten: Obwohl eine durchaus ordentliche Ernte - beim Mais die beste aller Zeiten - eingefahren worden sei, werde der Export seit Monaten stark reglementiert. Dadurch hätten sich die Getreidepreise vom hohen Weltmarktniveau abgekoppelt, auf Kosten der Erzeuger.
Ziehen sich westliche Agrarhändler wieder zurück?
Strubenhoff geht davon aus, dass den Landwirten in der Ukraine durch die Exportquoten ein Schaden von 1,5 Mrd. Euro entsteht. Warum trotz guter Erträge Exportquoten verhängt wurden, ist für den Osteuropa-Experten ganz einfach: "Mit der Vergabe von Quoten lässt sich gutes Geld verdienen." Da viele internationale Agrarhändler nicht bereit gewesen seien, Geld für Ausfuhrrechte zu bezahlen, seien diese bei den Exportlizenzen nicht berücksichtigt worden.
Unternehmen wie Toepfer International, Bunge oder Cargill hätten in den letzten Jahren Millionensummen in den Ausbau von Logistik- und Hafenkapazitäten investiert, berichtete Strubenhoff vor über 400 interessierten Landwirten. Aufgrund der jetzt gemachten Negativerfahrungen sei nicht auszuschließen, dass sich der eine oder andere westliche Agrarhändler wieder aus der Ukraine zurückziehe.