An den internationalen Terminbörsen hat Weizen zum Monatsende einen Großteil der im Oktober aufgelaufenen Kursgewinne wieder abgegeben. Futterweizen verbilligte sich an der Welt-Leitbörse von Chicago in den letzten fünf Handelstagen um fast ein Zehntel auf 4,94 $/bu (123 Euro/t). Bei dem in Kansas City gehandelten Brotweizen ging es mit den Notierungen im Wochenvergleich um mehr als 9 % auf 4,99 $/bu (125 Euro/t) bergab, erklärt top agrar-Marktexperte Dr. Uwe Steffin im aktuellen Börsentelegramm.
Maßgeblich für den Kursrutsch ist laut dem Fachmann gleich ein ganzes Bündel an Faktoren. Für die erste Novemberwoche ist ein trockenes Zeitfenster vorausgesagt, so dass die Herbstbestellung in den USA vielerorts doch noch termingerecht abgeschlossen werden könnte. Zudem hatte sich amerikanischer Weizen in den letzten Wochen so stark verteuert, dass er auch bei dem aktuell äußerst schwachen Dollar international nicht mehr konkurrenzfähig war. Das lässt sich auch an den wöchentlichen US-Exportzahlen ablesen, die mit 366.000 t Weizen am unteren Rand der Analystenschätzungen lagen. Hinzu kommt, dass der Internationale Getreiderat (IGC) seine Schätzung für das globale Weizenaufkommen 2009/10 um 1 Mio. t auf 667 Mio. t nach oben gesetzt hat und damit fast gleichauf mit den vom USDA geschätzten 668 Mio. t. liegt. Dem soll ein Verbrauch von nur 643 Mio. t gegenüber stehen, wodurch die globalen Endbestände im Saisonverlauf auf äußerst komfortable 188 Mio. t anwachsen könnten.
Matif-Weizen unter Druck
Auch an den europäischen Handelsplätzen befanden sich die Weizennotierungen Ende Oktober im Rückwärtsgang. Die an der Pariser Matif gehandelten Mahlqualitäten verbilligten sich in der zurückliegenden Handelswoche um 6 Euro auf 129,75 Euro/t, so Dr. Steffin weiter. In der zweiten Oktoberhälfte wurden beim zuständigen Brüsseler Verwaltungsausschuss Exporterstattungen über rund 500.000 t Weizen beantragt - zu wenig für eine vollständige Markträumung bis zum Saisonende. In Argentinien sollen 2009/10 nach der aktuellen IGC-Schätzung keine 8 Mio. t Weizen geerntet werden. Damit dürfte kaum "Plata-Weizen" für den Export zur Verfügung stehen, wovon die europäischen Getreidelieferanten profitieren dürften. Sobald mit dem ersten Frost die Seehäfen und Flüsse in Russland zufrieren, dürfte auch der Angebotsdruck aus dem Osten nachlassen.
Andererseits läuft der Weizendrusch in Australien an, so dass in wenigen Wochen erste neue Ware aus "Down Under" an den Exportmärkten zur Verfügung steht. Für Marktentlastung bei den Futterqualitäten dürfte die am Montag anlaufende Getreideintervention beitragen. In wenig frachtgünstig gelegenen EU-Staaten wird ein regelrechter Run auf die staatlichen Interventionslager erwartet, was die Preise kurzfristig stützen dürfte. Beim Getreiderat geht man davon aus, dass die Ackerbauern auf der Nordhalbkugel angesichts niedriger Erzeugerpreise "auf die Bremse getreten" sind und bei der Herbstaussaat weniger Weizen gedrillt haben. In Kanada und den USA verzögert sich die Weizenbestellung ohnehin, da die Vorfrüchte das Feld aufgrund der anhaltenden Niederschläge spät räumen.
Weitere aktuelle Einschätzungen von Dr. Steffin zu Mais, Raps und Schweinen von den internationalen Börsen lesen Sie hier im Börsentelegramm vom 2.11.09.