Mit dem jetzt vom Bundesrat verabschiedeten „Gesetz zur Reform der Pflegeberufe" soll die Ausbildungssituation ab 2020 besser werden. Dann vereinen sich die bisher getrennt geregelten Pflegeausbildungen der Alten- und Krankenpflegeberufe. Auszubildende erhalten dann zudem eine höhere Vergütung, anstelle eines Schulgeldes wie heute.
Für Sebastian Schaller, Vorsitzender des Bundes der Deutschen Landjugend (BDL), war das längst überfällig. Er bezweifelt aber, dass sich das positiv auf die Versorgungslage in den ländlichen Räumen auswirkt. "Uns fehlen nämlich nicht nur Haus- und Fachärzte, sondern auch Fachkräfte in der gesundheitlichen Vor- und Nachsorge. Der Mangel an Physio- und Ergotherapeuten, Hebammen und Psychotherapeuten, um nur einige Beispiele aus den medizinischen und pflegenden Berufen zu nennen, ist in der Fläche zunehmend spürbar. Wenn der Termin beim Physiotherapeuten zur belastenden Tagesreise wird, kann etwas nicht stimmen“, fasst der BDL-Bundesvorsitzende die Erfahrungen junger Ehrenamtlicher zusammen.
Viele ländliche Regionen seien schon jetzt unterversorgt, doch der Bedarf bleibt, stellt Schaller weiter fest. „Die Weichen für ein zukunftsfähiges und menschenwürdiges Gesundheitssystem müssen jetzt gestellt werden. Wir dürfen da keine Zeit verlieren“, fordert der BDL-Bundesvorsitzende mit Nachdruck.
Zur Sicherstellung der gesundheitlichen Versorgung in ländlichen Regionen fordert die Landjugend gesonderte Unterstützungs- und Ansiedlungsleistungen für praktizierende Ärzte, aber auch für das Fachpersonal. Es müsse möglich sein, die Arbeit auf dem Land für einen Teil der insgesamt 5,3 Millionen im Gesundheitswesen beschäftigten Menschen – drei Viertel von ihnen sind übrigens Frauen - attraktiver zu machen.
Vielleicht auch, indem man ihnen mehr Verantwortung überträgt. Wenn vielfach erprobte Konzepte für medizinische Versorgungszentren, Telemedizin, Gemeindeschwestern, ambulante Sprechstunden und mobile Praxen endlich umgesetzt werden, gewinnen alle, sind sich die jungen Aktiven im größten Jugendverband im ländlichen Raum einig.
„Auch bei den Vorgaben und Beschlussfassungen von Krankenkassen und Ärztekammern müssen die Besonderheiten und Gegebenheiten der ländlichen Regionen endlich berücksichtigt werden“, so Schaller weiter und zählt Entfernung und Siedlungsdichte als mögliche Kriterien auf.
Der Jugendverband fordert Bund und Länder auf, die gesetzlichen Grundlagen entsprechend zu prüfen und sie auf die ländlichen Regionen anzupassen. „In der Summe kann das den Unterschied machen und im schlimmsten Fall sogar über Leben und Tod entscheiden. Klingt dramatisch, ist aber so“, sagt der BDL-Bundesvorsitzende.