Die fortschreitende Digitalisierung und Vernetzung sowie das Zusammenwachsen der virtuellen und realen Welt machen auch vor der Nahrungsmittelwirtschaft nicht Halt. Darauf haben internationale Branchenexperten auf den Lebensmitteltagen der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) hingewiesen, die Ende September in Fulda stattfanden.
Wie die DLG in einem Rückblick auf die Tagung berichtete, prognostizierte Leo Bartevyan von der Cenit AG, dass der Lebensmittelwirtschaft ähnlich umwälzende Entwicklungen bevorstünden wie der Paradigmenwechsel bei der Entstehung des Internets von zentralen Großrechnern hin zu einem System dezentraler intelligenter Einheiten.
Prof. Thomas Becker von der TU München habe deutlich gemacht, dass sich Produktionsprozesse an den komplexen Erwartungen der Verbraucher in Bezug auf Lebensmittel orientieren müssten. Hier könne die Bedarfsgerechtigkeit unterschiedlich motiviert sein. Gesundheitsbewusstsein, Naturbelassenheit oder veränderte Mengenanforderungen seien dabei nur einige Aspekte für den veränderten Zeitgeist. Auch der Wunsch nach individualisierter Ernährung steige.
Laut Becker existierten bereits Produktionsansätze, die eine automatisierte Produktion ermöglichten und sich erfolgversprechend am Markt etabliert hätten, so die DLG. Dabei trete der Verbraucher vor der Herstellung mit dem Produzenten in Kontakt; die Produktion verlaufe entsprechend seiner Wünsche und die Zustellung erfolge direkt an den Endkunden - häufig ohne zusätzliche Handelsstufen oder Lagervorgänge.
Diese direkt auf Kundenbelange abgestimmte individualisierte Produktion stelle einen zentralen Pfeiler der erwarteten „vierten industriellen Revolution“ dar, so der Experte. Allerdings seien die derzeit verfügbaren Produktionskonzepte von Lebensmittelherstellern trotz der großen und unumstrittenen Marktperspektiven darauf noch nicht vorbereitet.