Bislang verfolgten die Discounter in Deutschland das Ziel, Lebensmittel möglichst billig anzubieten. Als erster Händler im Billigsegment will Lidl nun die Qualität der Produkte in den Vordergrund stellen. Dazu startet heute eine entsprechende Werbekampagne aus TV- und Radiospots.
Wie die WELT berichtet, will Lidl weg vom Billig-Image und stattdessen mit Nachhaltigkeit und ihren umfangreichen Qualitätskontrollen werben. Lidl habe in den vergangenen Jahren einen starken Veränderungsprozess durchlaufen, sagt Lidl-Einkaufschef Christoph Pohl. "Neben einem guten Geschmack hat Frische oberste Priorität", sagt er. Um dies sicherzustellen, verfüge das Unternehmen nach eigener Aussage über ein umfangreiches Qualitätssicherungssystem entlang der gesamten Produktions- und Lieferkette.
Bereits im Dezember vergangenen Jahres hatte Lidl nach Kritik der Umweltorganisation Greenpeace angekündigt, künftig Textilien seiner Eigenmarken bis 2020 ohne umwelt- und gesundheitsgefährdende Chemikalien produzieren zu wollen.
Doch Lidl ist nicht allein bei dem Versuch, sein Image aufzupolieren. Auch Rivale Aldi Süd wirbt inzwischen offensiv um Kunden, denen es beim Einkauf um mehr als nur den Preis geht, so die Zeitung weiter. So kündigte der Discounter Anfang Februar eine neue Einkaufspolitik an, mit der er sich für artgerechte und nachhaltige Haltungsbedingungen in der Tierzucht einsetzen will. Das Unternehmen untersagt darin unter anderem seinen Lieferanten den Einsatz von Eiern aus Käfig- oder Kleingruppenhaltung bei der Herstellung von Nudeln und Backwaren.
Bereits 2014 kündigte das Unternehmen außerdem an, seine Kunden künftig auch über die Herkunft des Fleisches in verarbeiteten Produkten wie Chili con Carne oder Nudeln Bolognese zu informieren. Dies sei "ein absolutes Novum im deutschen Lebensmitteleinzelhandel", verkündete Aldi Süd damals stolz. Auch bei Fischprodukten informiert Aldi inzwischen über Herkunft und Fangmethoden.
Für den Handelsexperten Wolfgang Adlwarth von der Gesellschaft für Konsumforschung kommen diese Bemühungen nicht überraschend. "Immer mehr Menschen legen beim Einkaufen Wert auf Nachhaltigkeit", weiß der Marktforscher. Davon wollten die Discounter profitieren. Außerdem biete sich ihnen die Möglichkeit, sich neue, kaufkräftige Kundengruppen zu erschließen. Dies sei umso wichtiger, weil die Discounter in Deutschland mit ihrem herkömmlichen Konzept an Grenzen beim Wachstum stießen. Es gebe kaum noch geeignete Stellen, um neue Filialen zu eröffnen.