Jetzt schaltet sich Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in die Milchkrise ein: Am Donnerstag will sie sich mit Milchbauern über die fallenden Milchpreise unterhalten. Zusammen mit dem niedersächsischen Ministerpräsidenten Christian Wulff (CDU) werde die Kanzlerin einen Betrieb in Ritterhude bei Bremen besuchen und dort 30 Landwirte aus der Region treffen, kündigte Regierungssprecher Ulrich Wilhelm an. Auch Bauernpräsident Gerd Sonnleitner, die Vorstandsvorsitzenden des Lebensmittelhändlers Edeka und der Molkerei Nordmilch werden teilnehmen.
Bundesagrarministerin Ilse Aigner hat inzwischen neue Vorschläge unterbreitet: "Mein Ziel ist auf alle Fälle, dass wir das machen, was auch die Franzosen machen: Die nationale Reserve einzustellen", sagte sie am Mittwoch in Berlin. Dabei gehe es darum, auf eine einprozentige Erhöhung der Milchquote zu verzichten. Am Dienstag hatte sich Aigner bereits überraschend für eine kurzzeitige Absenkung der Milchquote ausgesprochen. Laut der Nordwest Zeitung erklärte die 44-jährige CSU-Politikerin in Cloppenburg, damit könne Deutschland auf die vor allem in Asien eingebrochene Nachfrage reagieren. Außerdem seien die Milchproduzenten mit deutschlandweit rund 120 Molkereien bei weitem nicht so gut organisiert wie die Abnehmer mit fünf starken Einzelhandelsblöcken, die den Preis diktierten.
Unterdessen haben die Milchbauern des European Milk Boards und des BDM erneut mit einem europaweiten Streik gedroht. Es müsse "sehr schnell" zu einer Milchpolitik kommen, die diesen Namen verdiene, erklärte das EMB heute in Paris. "Sollten die Forderungen nicht gehört werden, werden die Produzenten einen europaweiten Streik beschließen." Die im EMB zusammengeschlossenen Milchbauern-Verbände kündigten Proteste am Rande des Treffens der EU-Agrarminister am Montag in Brüssel an.
Hauk lehnt Aussetzung der Milchquote ab: Milchwirtschaft muss Menge steuern (20.5.09)