Auf Initiative des Deutschen Bauernverbandes (DBV) treffen sich heute Abend erstmals seit Beginn des Lieferboykotts die Vertreter von DBV, BDM und Milchindustrie-Verband (MIV) zu einem Spitzengespräch in Berlin. Ziel des Gespräches ist, Lösungen für eine Beendigung des Streiks zu suchen.
Der BDM erklärte aber bereits im Vorfeld der Gespräche, dass man den Streik so lange aufrecht erhalten werde, bis eine Einigung erzielt worden sei, die den Bauern eine Existenz ermögliche.
DBV-Präsident Gerd Sonnleitner appellierte an die Verbraucher: Ein fairer Milchpreis für die Bauern koste eine vierköpfige Familie im Schnitt nur 3,20 Euro mehr pro Monat; dafür sei ihnen aber eine sichere Milchversorgung und stabilere Preise gewährleistet.
Laut BDM kommt inzwischen mehr als 70 % der normalerweise gelieferten Menge nicht mehr bei den Molkereien an. Es beteiligten sich fast alle 32 000 BDM-Mitgliedsbetriebe, zitieren mehrere Zeitungen den Verband. An vielen Standorten des Lebensmitteleinzelhandels mache sich der Boykott mittlerweile bemerkbar, erklärte der BDM weiter.
Dem widersprach der Einzelhandel. "Die Regale und Lager sind voll", sagte der Sprecher des Hauptverbands des deutschen Einzelhandels (HDE), Hubertus Pellengahr, dem Pressedienst AP. Es sei auch nicht abzusehen, dass es zu Engpässen kommen könne.
Unterstützung erhielten die Bauern auch von Bundeslandwirtschaftsminister Horst Seehofer. Er kritisierte vor einer Konferenz mit seinen Ministerkollegen aus den Bundesländern am Montag in Berlin die EU-Landwirtschaftspolitik: "Die Erhöhung der Milchquote in der EU, die die Preise für deutsche Bauern drückt, war ein Fehler", sagte der CSU-Minister der "Welt am Sonntag". Es müsse über Hilfen für die Bauern beispielsweise in der Alpenregion nachgedacht werden. Seehofer forderte zugleich die Nahrungsmittelkonzerne auf, den Bauern mehr zu zahlen. Wenn Deutschland komplett von Milchimporten abhängig werden würde, drohten rasante Preissteigerungen, warnte der Minister.
Seehofer im Interviews: Neue Videos auf der Seite "Brennpunkt Milchlieferstreik" (s. Link unten)