Verbraucher wären grundsätzlich bereit, für entsprechend gekennzeichnetes Rindfleisch aus artgerechter Haltung höhere Preise zu zahlen. Das ist das Ergebnis einer Studie von Wissenschaftlern der Universität Kassel, die vom Bundesprogramm Ökologischer Landbau und andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft (BÖLN) gefördert wurde.
Dafür haben die Forscher Kaufexperimente im Lebensmitteleinzelhandel mit 680 Verbrauchern durchgeführt. Den Teilnehmern wurden 200 Gramm-Steaks von Rindern angeboten, die sich im Haltungsverfahren (extensive Mutterkuhhaltung, Weidehaltung oder Stallhaltung), in der Produktionsweise (konventionell oder ökologisch) und im Preis (1,98 € bis 7,98 €) unterschieden.
Das Ergebnis: Die Höhe des Preises spielte für die meisten Befragten beim Kauf von Rindfleisch keine entscheidende Rolle. Nur 6 % der Teilnehmer war ein niedriger Preis wichtig. Der größte Teil der Befragten legte dagegen größeren Wert auf andere Eigenschaften der Steaks. So war für knapp 80 % die Frische wichtig, für drei Viertel aller Teilnehmer der Geschmack und 72 % wünschten sich, dass das Fleisch aus artgerechter Tierhaltung stammt.
Diese Angaben spiegelten sich auch im Kaufverhalten bei den Auswahlexperimenten wider, wo sich die meisten Teilnehmer für Rindfleisch aus Weidehaltung oder extensiver Mutterkuhhaltung entschieden. Wurden sie vor dem Kauf über die Besonderheiten der Mutterkuhhaltung informiert, wirkte sich dies positiv auf ihre Kaufentscheidung und Zahlungsbereitschaft aus. Für ein 200 Gramm-Rindersteak waren sie bereit, zwischen 4,99 Euro und 9,97 Euro zu bezahlen.
„Die Ergebnisse unserer Studie zeigen einmal mehr, dass Verbraucher Produkte aus artgerechter Haltung zu schätzen wissen“, fasst Versuchsleiter Professor Ulrich Hamm die Ergebnisse zusammen. Was auf dem Eiermarkt bereits seit mehr als einem Jahrzehnt funktioniert, nämlich eine deutliche Preisdifferenzierung nach dem Haltungssystem, lässt sich seiner Meinung nach auch auf den Rindfleischbereich übertragen.
Da es für Rindfleisch noch keine gesetzliche Kennzeichnungspflicht für die verschiedenen Haltungsverfahren gebe, sei der erforderliche Kommunikationsaufwand aber nicht zu unterschätzen. „Denn Verbraucher wissen nur sehr wenig über die übliche Haltungspraxis bei Rindern und die Besonderheiten artgerechter Verfahren“, meint Hamm. Anbietern rät er deshalb, Fleisch aus extensiver Mutterkuhhaltung am Verkaufsort besonders herauszustellen und die Kunden über die Vorzüge der Haltungsform zu informieren. Nicht zuletzt berge die extensive Mutterkuhhaltung auf der Weide ein großes, bei weitem noch nicht ausgeschöpftes Potenzial, um die artgerechte Tierhaltung voranzutreiben.