Ist die Blockade eines Bundesministers noch legitimer Protest oder wurde eine Grenze überschritten? Für den Bauernverband steht fest, dass es so nicht geht. DBV-Präsident Joachim Rukwied distanzierte sich heute „in aller Deutlichkeit“ von der gestrigen Belagerungsaktion einer Fähre mit Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck an Bord: „Blockaden dieser Art sind ein No-Go. Wir sind ein Verband, der die demokratischen Gepflogenheiten wahrt.“
Persönliche Angriffe, Beleidigungen, Bedrohungen, Nötigung oder Gewalt gehen gar nicht, warnt Rukwied. Bei allem Unmut respektieren man selbstverständlich die Privatsphäre von Politikern.
Journalisten verurteilen Blockadeaktion
Wie schnell derartige Aktionen einer kleinen Gruppe auf alle Landwirte umgemünzt werden, zeigen zahlreiche Reaktionen auf der Plattform X. Inzwischen ist nicht nur bei RTL-Journalist Nikolaus Blome die Rede von einem „Kartoffel-Mob“.
Der Bauernpräsident Rukwied kann zurücktreten. Der Kartoffel-Mob an der Fähre: Es sind die Geister, die er rief. #Habeck
— Nikolaus Blome (@NikolausBlome) January 4, 2024
Bild-Reporter Paul Ronzheimer spricht von „Pöbel“ und Tagesspiegel-Reporter Julius Geiler meint, dass „zahlreiche Koordinations-Gruppen auf Facebook und Telegram fest in der Hand von Demokratiefeinden“ sind.
Die ganze Doppel-Moral der Rechts(radikalen) hier bei X zeigt sich darin, dass die Drohungen und der Pöbel am Fähr-Anleger gegen Habeck plötzlich so etwas wie legitimen Protest darstellen sollen, obwohl die Situation völlig klar ist und alles andere als normale Proteste sind,…
— Paul Ronzheimer (@ronzheimer) January 5, 2024
Das zeigt deutlich, wie schnell die öffentliche Meinung zu den Protesten der Landwirte umschlagen kann. Der Agrarblogger „Kempersbur“ stellt deshalb fest: „Zum Glück sind die allermeisten Bauern friedlich.“ Er appelliert dennoch an die Berufskollegen, sich an Mindeststandards bei den Verhaltensregeln zu halten.
Zum Glück sind die allermeisten Bauern friedlich. Leider hat das etwas weniger Nachrichtenwert. Bilder wie diese gehen unablässig durch die Gruppen und es arbeiten viele ehrenamtlich an der Organisation der friedlichen Proteste. #Bauernproteste pic.twitter.com/eBPArVpCkE
— Kempersbuur (@Paskir) January 5, 2024