Politische Weichenstellungen auf dem Weg zu einer Bioökonomie in Deutschland fordert der Bioökonomierat. In seinen Politikempfehlungen für die neue Legislaturperiode spricht sich das vom Bonner Agrarökonomen Prof. Joachim von Braun geleitete Gremium für eine Erhöhung der nachhaltigen Erzeugung biobasierter Rohstoffe aus. Voraussetzung dafür sei eine technologische Weiterentwicklung entlang der gesamten Primärproduktionskette, und zwar in den Bereichen Pflanzen- und Tierzüchtung, Pflanzenbau und Tierhaltung, Phyto- und Veterinärmedizin sowie Bodenmanagement.
Reduziert werden müssten die nach wie vor hohen Verluste bei der Verwertung der erzeugten Biomasse. Um eine höhere Verwertungseffizienz zu erreichen, bedürfe es einer umfassenden Strategie, vom Feld und Stall über die Lagerhaltung, die Konversion und den Vertrieb bis zur Nutzung bei den Verbrauchern.
Rechtzeitig entgegenzuwirken sei einer zunehmenden Belastung der Ökosysteme, die mit einer steigenden Nutzung der Biomasse einhergehen könnte. Der Bioökonomierat schlägt eine Nachhaltigkeitszertifizierung vor, um an den jeweiligen Produktionsstandorten die Einhaltung von Umwelt- und Sozialstandards zu gewährleisten. Umfassender Forschungsbedarf wird im Hinblick auf eine Rohstoffstrategie für die Bioökonomie im internationalen Verbund gesehen.
Grundlegend korrekturbedüftig
Handlungsbedarf sieht der Bioökonomierat, dem neben von Braun unter anderem die Agrarökonomen Prof. Folkhard Isermeyer, Prof. Ulrich Hamm und Prof. Regina Birner angehören, insbesondere im Hinblick auf die energetische Nutzung von Biomasse im Rahmen der Energiewende. Ihr Einsatz sei im Kontext von Ressourcenverfügbarkeit, Beanspruchung öffentlicher Finanzen und Umwelteffekte zu prüfen, heißt es in den Politikempfehlungen.
Die energetische Nutzung von Biomasse im Rahmen der Einspeisevergütung durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) hält das Expertengremium für „grundlegend korrekturbedürftig“. Auch der Ausbau zur Kaskadennutzung von Biomasse sei zu hinterfragen. Demgegenüber wird die stoffliche Nutzung von Biomasse aufgrund einer höheren Wertschöpfung und positiven Arbeitsplatzeffekten als „besonders vorteilhaft“ für den Hightech-Standort Deutschland eingestuft.