Beim derzeit in Leipzig stattfindenden Welt-Tierzüchter-Kongress haben die Züchter die Ideale für die Zukunft festgelegt: Die Kühe werden mehr Milch geben, länger im Stall bleiben und resistenter gegen Krankheiten sein. Wie die Leipziger Internet-Zeitung schreibt, wird sich auch die Züchtungsgeschwindigkeit deutlich erhöhen. Alte Züchtungsmethoden würden dabei um die genomische Selektion erweitert. Wissenschaftler sprechen bereits von einer neuen Ära in der Tierzucht, bei der die deutsche Agrarwissenschaft einen Spitzenplatz einnimmt. Bei der genomischen Selektion muss nicht das gesamte Genom entschlüsselt werden. Die benötigten Informationen stellen so genannte Marker bereit, die über das gesamte Genom verteilt sind und die für die Zucht benötigten Gene am besten beschreiben. Mit den Informationen über das Genom lassen sich damit Zuchtwert und Leistungsmerkmale eines Tieres wesentlich schneller bestimmen als früher, erläutert das Internetportal. Bislang sei die Auswahl von Zuchttieren sehr langwierig und teuer gewesen. Bislang konnte der Zuchtwert bei einem Bullen erst nach rund acht Jahren festgestellt werden - dann, wenn seine Töchter in der Milchproduktion zeigten, wie gut sie sind. Gaben die Kühe in den Ställen 1980 noch durchschnittlich 3 450 Liter Milch, so waren es 1990 schon 4 880, 2000 waren es 6 050 und heute über 7 000. In den ausgewählten Milchprüfbetrieben liegt die Leistung pro Kuh sogar schon bei 8 000 Liter. "Grenzen für eine weitere Leistungssteigerung sind noch lange nicht zu sehen", sagt Bernd Adler, Zuchtleiter und Geschäftsführer der RBB Rinderzucht Berlin-Brandenburg GmbH. Heute kann schon für das Kalb der genomische Zuchtwert ermittelt werden und viel früher die Selektion einsetzen. Das Generationsintervall verkürzt sich damit deutlich. Wissenschaftler arbeiten daher intensiv an neuen Züchtungsstrategien für leistungsfähigere Nutztiere, die den Verbrauch natürlicher Ressourcen verringern würden. Bei der Entwicklung dieser neuen Zuchtansätze spielen Informationen über das Erbmaterial der Tiere eine entscheidende Rolle. Als Gefahr sehen die Forscher nur das Auswahlverfahren an sich, da die Zahl der eingesetzten Zuchtbullen deutlich reduziert wird. Die Gefahr von Inzucht steigt also. Die Zuchtverbände müssten die Genealogie daher künftig verstärkt prüfen und aufpassen, dass am Ende nicht nur noch Söhne von zwei Zuchtbullen da sind. Zudem werden deutliche Preissteigerungen erwartet, so die Zeitung.
Bis zum 6. August tagen noch rund 1400 Wissenschaftler aus 61 Ländern in Leipzig.
Mehr zum Kongress hier in top-Schwein: Kongress zur angewandten Genetik in der Tierproduktion gestartet (3.8.2010)