Vielerorts sehen sich Landwirte Vorbehalten und Kritik seitens der Bevölkerung ausgesetzt, wenn sie einen neuen Stall bauen wollen. Schnell ist von „Massentierhaltung“ und unwürdigen Haltungsbedingungen die Rede.
Welche Fortschritte für die Tierhaltung aber jeder neu gebaute Stall bedeutet, sehen die Kritiker nicht.
So wurde die Tierhaltung in den vergangenen Jahrzehnten beispielsweise mit komfortablen Liegeboxen, breiten Lauf- und Fressgängen, offenen Ställen mit guter Luftführung und viel Licht deutlich verbessert. Hinzu kommen Spezialbereiche für abkalbende und frisch in die Laktation startende Kühe. Ein zusätzliches Wohl der Tiere hängt also ganz wesentlich von der Investitionsbereitschaft der Landwirte ab, macht der aktuelle Situationsbericht des DBV klar.
Die wesentlichen Innovationsschübe erfolgen demnach bei Bestandsaufstockungen oder im Rahmen des Generationswechsels der Familienbetriebe. Triebfedern für innovative Weiterentwicklungen sind in der Regel Leistungssteigerungen und/oder Kosteneinsparungen. Mit der Umsetzung von Innovationen sind grundsätzlich aber auch qualitative Verbesserungen, z.B. mehr Tierwohl, bessere Fleischqualität oder Minderung von negativen Umweltwirkungen verbunden. Zudem bringt der Fortschritt Arbeitserleichterungen und effizientere Strukturen mit sich.
Die frei werdenden Arbeitskapazitäten können dann wieder in Wachstum investiert werden. Konnte sich ein Landwirt 1970 um bis zu 600 Mastschweine kümmern, sind es heute gut dreimal und in zehn Jahren vermutlich viermal so viele. In der Milchviehhaltung werden es fünfmal so viele Kühe wie 1970 sein. Fortschritt und Innovation stehen nicht zuletzt deshalb mit Strukturwandel in engem Zusammenhang. Gleichzeitig bieten die größeren Ställe noch mehr Tierkomfort.
Innovationen brauchen Akzeptanz
Eine aktuelle Emnid-Studie belegt die hohen Erwartungen der Bürger an die Landwirtschaft, erklärt der Situationsbericht weiter. Die Orientierung am technischen Fortschritt wird nur von einer Minderheit erwartet. 50 % der Befragten haben großes Interesse an der Landwirtschaft im Allgemeinen, aber nur 10 % an der Technik in der Landwirtschaft. Hingegen ist 90 % der Befragten der Umgang mit den Tieren und die Transparenz bei der Lebensmittelproduktion wichtig. Technische Innovationen müssen damit gesellschaftlich akzeptiert und letztendlich politisch unterstützt werden. Vor diesem Hintergrund sollten sich Innovationen in der Tierhaltung künftig noch mehr am wachsenden Wohlbefinden der Tiere messen lassen, heißt es. (ad)
Wie ein Schweinemaststall gebaut wird, von der Planung bis zum ersten Einstallen, sehen Sie hier in unserer Videoreihe...
Mehr aus dem Situationsbericht des DBV gibts auf unserer Sonderseite...