Die empfohlenen Maßnahmen zur Entschärfung der Düngeproblematik müssen laut dem Vorsitzenden des Wissenschaftlichen Beirats für Agrarpolitik (WBA) beim Bundeslandwirtschaftsministerium, Prof. Harald Grethe, jetzt schnell umgesetzt werden. Notwendig seien „eindeutige Signale an den Sektor“, erklärte Grethe. Nur so könne einer weiteren regionalen Konzentration der Tierhaltung begegnet und zugleich verhindert werden, dass der Anpassungsdruck in Zukunft noch größer werde.
„Wir mahnen im Interesse der landwirtschaftlichen Betriebe jetzt massive Veränderungen an, um erhebliche Folgekosten für die Betriebe in der Zukunft zu vermeiden“, ergänzt Prof. Friedhelm Taube von der Universität Kiel, unter dessen Federführung die Stellungnahme zur Novellierung der Düngeverordnung erarbeitet wurde.
Laut dem Nitratbericht 2012 gibt es in vielen Regionen eine deutliche Abnahme der Nitratgehalte im Grundwasser. In den Intensivregionen der Tierhaltung und des Sonderkulturanbaus seien die Werte aber leicht bis deutlich gestiegen, heißt es. Zentral ist für beide Wissenschaftler daher eine verpflichtende Hoftorbilanz zur vollständigen Erfassung der Nährstoffflüsse.
Wir laufen in den Tierhaltungsregionen aufgrund der hohen Tierdichte plus Biogaserzeugung Gefahr, dass die organischen Dünger eher im Sinne einer ‚Entsorgungsdüngung’ eingesetzt werden und nicht ausgerichtet am Bedarf der Kulturpflanzen“, befürchtet Taube. Eigene Untersuchungen zeigten dies besonders für den Mais, der zum Beispiel in Schleswig-Holstein auf 70 % der Flächen mit Stickstoff überversorgt sei.
Mit Nachdruck wies der Wissenschaftler den Vorwurf zurück, die Beiräte würden die Problemlage dramatisieren. (AgE/ad)