Keine politischen Schnellschüsse und voreiligen Schlussfolgerungen, sondern eine genaue Analyse der Ursachen und differenzierte Auswertung der jüngsten Vorfälle in der Futter- und Lebensmittelkette fordert Manfred Nüssel, Präsident des Deutschen Raiffeisenverbandes (DRV), bei der Fachtagung für Geschäftsführer und Mitarbeiter genossenschaftlicher Futtermittelunternehmen in Münster.
„Ich verurteile die kriminellen Machenschaften, die hinter der bewussten Täuschung der Verbraucher mit falsch deklarierten Fertigprodukten und Bio-Eiern stecken, auf das Schärfste. Aber auch Nachlässigkeiten bei der Gewährleistung von Qualität und Sicherheit sind nicht länger zu tolerieren,“ betonte Nüssel.
Am Beispiel derAllianz Futtermittelsicherheit Deutschland (AFS) eG, die auf Basis der Erkenntnisse der Dioxin-Krise vom DRV initiiert wurde, zeigte Nüssel die Reaktionsfähigkeit der Branche auf. Innerhalb kürzester Zeit wurden im aktuellen Aflatoxin-Fall die Lieferbeziehungen von Mischfutterherstellern nachvollzogen. Zukünftig wird die Rückverfolgbarkeit durch ein gemeinsames Monitoring ergänzt.
„Der Druck, der in Krisensituationen auf den politisch Verantwortlichen lastet, ist zweifellos enorm. Doch reiner Aktionismus bis hin zur Forderung nach einer EU-Herkunftskennzeichnung für Fleisch sind die falschen Lösungswege. Ich unterstütze ausdrücklich alle Maßnahmen, die zu noch mehr Sicherheit in der Futter- und Lebensmittelkette führen.
Neben den Eigenkontrollen der Unternehmen muss die Politik auf Bundes- und Länderebene die Effizienz ihrer Kontrollmaßnahmen verbessern, diese regelmäßig auf den Prüfstand stellen und neu justieren. Das Vorgehen beim Aufbau der behördlichen Datenbank für Dioxin-Untersuchungsergebnisse zeigt allerdings, in welchem Chaos politische Schnellschüsse münden können“, kritisierte Nüssel.
Kein Verständnis hat der DRV-Präsident für die zunehmende Kritik an Futtermitteleinfuhren und die pauschale Stigmatisierung des Einsatzes von importiertem Soja. „Wir brauchen tragfähige Lösungen für eine sichere, kostengünstige Rohstoffversorgung. Die „Eiweißpflanzenstrategie“ des Bundesagrarministeriums kann dazu einen wertvollen Beitrag leisten“, erklärte Nüssel.
Die Ertragsleistung heimischer Eiweißträger ist seiner Meinung nach aktuell nur bedingt wettbewerbsfähig. „Auch aus Gründen der Nachhaltigkeit darf der Anbau von Raps und Getreide nicht einseitig zu Gunsten ertragsunsicherer heimischer Proteinträger eingeschränkt werden. Die Abhängigkeit von Futterimporten wird dadurch jedenfalls nicht geringer. Die Wettbewerbsfähigkeit der effizienten und nachhaltigen deutschen Veredelungsproduktion darf nicht leichtfertig aufs Spiel gesetzt werden“, warnte Nüssel. (ad)
Lesen Sie heute auch:
Aflatoxin-Grenzwert bei Milchviehbetrieb in NRW überschritten (7.3.2013)
Futtermittelbranche verärgert: „Eigenkontrollen haben nicht versagt!“ (7.3.2013)
Futtermittel: BfR-Präsident sieht Verunreinigung als "Routinefall" (5.3.2013)
Kommentar: Die Folgen nicht bei den Bauern abladen! (4.3.2013)