Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Meinung & Debatte
Newsletter
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Heftarchiv
Sonstiges

Waldumbau Seelische Gesundheit Steuern in der Landwirtschaft

News

Ohne Einsicht, ohne Rücksicht

Vollmilch für 48 Cent pro Liter. Jetzt schlägt der Markt brutal zu. Das sagte diese Woche ein Molkereivorstand. So kernig die Aussage klingt, ganz trifft sie den Kern nicht: Denn nicht der Markt schlägt brutal zu, sondern es sind die Manager der Einzelhandelkonzerne, die diesen "gnadenlosen" Preiskrieg rücksichtslos weiterbetreiben, schreibt Dr.

Lesezeit: 4 Minuten

Vollmilch für 48 Cent pro Liter. Jetzt schlägt der Markt brutal zu. Das sagte diese Woche ein Molkereivorstand. So kernig die Aussage klingt, ganz trifft sie den Kern nicht: Denn nicht der Markt schlägt brutal zu, sondern es sind die Manager der Einzelhandelkonzerne, die diesen "gnadenlosen" Preiskrieg rücksichtslos weiterbetreiben, schreibt Dr. Franz-Josef Budde vom Landwirtschaftlichen Wochenblatt Westfalen-Lippe. Dahinter stehe die Gier nach noch höheren Gewinnen, nach höheren Marktanteilen und höheren Umsätzen. Die Prinzipien der "sozialen Marktwirtschaft" würden längst am Kleiderhaken hängen. "Deshalb sollten weder der Lebensmitteleinzelhandel noch der Milchindustrieverband so tun, als ob die Preisentwicklung auf dem Milchmarkt sozusagen "zwangsläufig" sei", kritisiert Dr. Budde. Denn dabei würden sie einen wichtigen Aspekt übersehen \- nämlich die Tatsache, dass es auf dem Milchmarkt kein Gleichgewicht der Kräfte gibt. Die eine Seite, der Lebensmitteleinzelhandel, habe alle Marktmacht auf sich vereint, während auf der anderen Seite die Erzeuger einem brutalen Strukturwandel ausgesetzt seien und keine Chance hätten, sich gegen den Druck der Konzerne zu wehren. Hinzu kommt laut dem Chefredakteur, dass der Handel über zu viel Verkaufsfläche verfügt und die Verbraucher mit immer "verrückteren" Angeboten in die Läden gelockt werden. Auch das erhöht den Preisdruck. Und weiter schreibt er: "Bleibt also nur die bittere Erkenntnis, dass Milchbauern angesichts der Situation auf dem Milchmarkt sich diesen "Gesetzmäßigkeiten" beugen müssen und darauf hoffen sollten, dass irgendwann genügend Milchbauern aufgeben, um so zu einem knapperen Milchangebot zu kommen? Bleibt am Ende nur der "brutale" Strukturwandel als Lösung aus der Krise? Es muss auch anders gehen. Zu viel hängt an der Milchproduktion, insbesondere in strukturschwachen Gebieten und auf Grünlandstandorten. Wenn dort die Milchproduktion abwandert \- und damit ist zu rechnen \- wird es für Staat und Gesellschaft teuer, weil Milchbauern neben der Versorgung mit hervorragenden Nahrungsmitteln sehr viele Leistungen für die Erhaltung von Natur und Landschaft leisten. Wenn es nur nach den Gesetzen des Marktes geht, bleibt all das auf der Strecke. Andererseits kommt man nicht weiter, wenn man zu viel Milch produziert, trotzdem aber höhere Preise fordert. Ein solcher Weg kann nicht funktionieren. Was muss also passieren? Wie sollte in der gegenwärtigen Situation reagiert werden? Der Milchmarkt ist äußerst komplex und unterliegt internationalen und globalen Regeln. Wenn man die Menge regulieren will, dann geht das allenfalls europaweit und nur bei wirksamem Außenschutz. Doch ist ein Außenschutz durchzusetzen, wenn zugleich ein Großteil der Milch bzw. der Milchprodukte exportiert wird? Wie realistisch ist angesichts der wirtschaftlichen Krise die Forderung, dass Deutschland und die Europäische Union, die auf Exporte von Industriegütern angewiesen sind, den Außenschutz für landwirtschaftliche Produkte verstärken?


Das Wichtigste aus Agrarwirtschaft und -politik montags und donnerstags per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.


Für solche "Lösungen" ist die Uhr längst abgelaufen. Deshalb wird man nur mit einem Bündel von Maßnahmen aus der Krise herausfinden \- also mit Maßnahmen zur Einschränkung des Angebotes, zur Ankurbelung der Nachfrage, mit strukturgleitenden Maßnahmen für Milchbauern und Molkereien, mit Überbrückungs- und Liquiditätshilfen, aber auch mit Hilfen zum Ausstieg bis hin zu einer Vorruhestandsregelung. Wenig hilfreich wäre es, wenn die Verbände \- insbesondere Bauernverband und BDM \- nunmehr in einen Wettbewerb der Forderungen eintreten würden, um sich die Gunst der Milchbauern zu sichern. Wenn jetzt nicht seitens des Berufsstandes gemeinsam an Lösungen gearbeitet wird, um aus der Krise herauszukommen, wann dann? Wenn man über Aktionen, Demonstrationen und Proteste die Marktbeteiligten, aber auch die Politik und Öffentlichkeit aufrütteln und unter Druck setzen will, dann muss man dies gemeinsam tun. Gemeinsamkeit in der Milchpolitik muss indessen nicht nur hierzulande, sondern europaweit hergestellt werden. Aus dieser Sicht sind die Aktivitäten des European Milk Board nur zu begrüßen \- wenn man auch feststellen muss, dass die Solidarität der Milchbauern auf europäischer Ebene recht begrenzt ist. Vor einer Entwicklung kann man nur warnen: Wenn es auf Protesten und Kundgebungen zu tätlichen Übergriffen, zu Ausschreitungen, zu persönlichen Beleidigungen und zu Androhung von Gewalt kommt, so schadet man damit den Interessen der Milchbauern. Sobald "Radikalinskis" den Ton angeben, werden Milchbauern die Verlierer sein."

Mehr zu dem Thema

Die Redaktion empfiehlt

top + Bestens informiert zur EuroTier 2024

Über 60 % sparen + Gewinnchance auf einen VW Amarok sichern!

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

E-Mail-Adresse

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.