Das Unternehmen Agravis hat mitgeteilt, dass es 2012 schon PCB-Grenzwertüberschreitungen in Futter durch abgeblätterte Farbe in einem Silo gab. Die betreffenden Betonlager wurden daraufhin saniert. Der Spiegel hatte dies zuerst berichtet und sich dabei auf Dokumente des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen (LANUV) berufen.
Überrascht darüber zeigt sich Rainer Spiering, agrarpolitischer Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion. „Meines Erachtens haben hier Behörden und die Eigenkontrolle des milliardenschweren Konzerns versagt. Das LANUV unter der Aufsicht erst eines grünen dann eines schwarzen Agrarressorts hat seit sechs Jahre Verstöße dokumentiert. Geschehen ist leider nichts.“ Spiering hätte sich stattdessen ein staatliches Durchgreifen gewünscht. Er fordert nun eine lückenlose, transparente und nachvollziehbare Überprüfung vom Acker bis auf den Teller.
Das Bundesagrarministerium ruft er auf, alle bauähnlichen Anlagen deutschlandweit zu überprüfen. „Es kann aber auch nicht angehen, dass ein global tätiger Konzern spätestens seit 2012 Bescheid weiß, aber nur von 11 von rund 100 baugleichen Silos saniert hat. Hier hat das Management die Gesundheit der Verbraucher und Tiere riskiert und der Aufsichtsrat hat alle Augen zugedrückt“, so Spiering weiter.
Er wirft dem Agravis-Aufsichtsratsvorsitzenden Franz-Josef Holzenkamp (CDU) vor, zu viele Ämter zu haben und so effektive Kontrollen zu verhindern. Holzenkamp ist u.a. Aufsichtsrat der LVM-Versicherung, Präsident des Deutschen Raiffeisenverbandes (DRV) und deren Vertreter im Kuratorium der Qualität und Sicherheit GmbH (QS). QS wiederum sei für Kontrollrichtlinien zur Reinigung von Silos zuständig. „In der Land- und Ernährungswirtschaft muss endlich ein Kulturwandel stattfinden und die Politik in Hinterzimmern aufhören“, so Spiering.