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Prof. Bahrs: Mit richtiger Strategie sind Betriebe in BW hoch wettbewerbsfähig!

Professor Dr. Enno Bahrs, Leiter des Instituts für Landwirtschaftliche Betriebslehre an der Uni Hohenheim, war am Samstag Gast beim Bauerntag des Kreisbauernverbandes Zollernalb und Tübingen in Hechingen. Er sprach den Landwirten Mut zu und sieht gute Entwicklungsperspektiven – trotz der aktuell schwierigen Bedingungen

Lesezeit: 5 Minuten

Professor Dr. Enno Bahrs, Leiter des Instituts für Landwirtschaftliche Betriebslehre an der Uni Hohenheim, war am Samstag Gast beim Bauerntag des Kreisbauernverbandes Zollernalb und Tübingen in Hechingen.

 

Wie BW Agrar berichtet, sprach der Wissenschaftler den Landwirten Mut zu. Er sieht gute Entwicklungsperspektiven – trotz der aktuell schwierigen Bedingungen. „Süddeutsche Betriebe können außerordentlich wettbewerbsfähig sein, aber sie müssen mehr an der Strategie der Erlösmaximierung arbeiten – Hand in Hand mit der gesamten Wertschöpfungskette“, empfahl Bahrs.

 

Der Erfolg eines Betriebes sei hochgradig individuell. Patentrezepte gebe es keine. Die Betriebe an der Schwäbischen Alb, dem Neckar und der Donau zeichnen sich laut dem Fachmann durch ihre hohe Stabilität aus. Sie seien deutlich krisenfester als Betriebe andernorts. Das liegt seinen Erfahrungen nach zum einen an dem hohen Anteil an Nebenwerwerbsbetrieben, was zwar den durchschnittlichen Gewinn der baden-württembergischen Landwirte in der bundesweiten Statistik nach unten zieht, aber zu einem gesunden und attraktiven Landleben beiträgt. Zum anderen würden die eingesetzten Faktoren (Arbeit, Boden und Kapital) nach wie vor angemessen entlohnt.

 

„Die Nettorentabilität ist gut“, so Bahrs. Problem seien die Preisschwankungen an den Agrarmärkten, mit denen man lernen müsse umzugehen. Intensiv-Betriebe in anderen Regionen werden viel härter getroffen, wenn die Preise fallen. „Die fahren ein verdammt hohes Riskio“, sagte der Professor. Europaweit und global gesehen sei das Ertragsniveau auf den Keuperböden am Fuße der Schwäbsichen Alb sehr gut. „Wir sind ein Hochertragsland. Da stimmt es mich traurig, wenn so viel wertvolle Fläche verbaut wird,“ so Bahrs. Für ihn sei dieser Flächenfraß ein absolutes „No-Go“.

 

Um die Landwirte nicht weiter einzuschränken, sei es auch wichtig, nicht noch mehr Naturschutzflächen auszuweisen. Zuletzt wurden im Zollernalbkreis 2014 weitere Flächen als FFH-Wiesen kartiert. Das sind Mähwiesen, die von den Landwirten gepflegt werden müssen.

 

Vorbildlich seien die baden-württembergischen Betriebe in ihrer Bodenpreispolitik. „Sie haushalten gut, was ich für andere Regionen in Deutschland nicht unterstreichen würde“, meinte Bahrs mit Blick auf explodierende Boden- und Pachtpreise in Ostdeutschland. Klar sei auch: Hangneigung, kleine Parzellen, zum Teil schlechte Böden oder weite Anfahrtswege zu den Feldern treiben die Produktionskosten nach oben. Diese Nachteile seien jedoch nicht in Stein gemeißelt. Sie könnten sich künftig durchaus verkleinern, je nachdem wie sich der technische Fortschritt entwickelt.


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Starke Kaufkraft im Land


Vom Markt her gesehen, seien die Nettoeinkommen in Süddeutschland hoch – nicht nur in den Großstädten Stuttgart und München, sondern auch auf dem Land. Umso mehr müsse es darum gehen, die Wertschöpfungsketten weiter auszubauen und den Anteil regionaler Produkte aktiv zu erhöhen. „Sie dürfen nicht warten, bis die Nachfrage da ist, sondern müssen selber Nachfrage schaffen“, so Bahrs. In Österreich sei man hier schon weiter. Dort gibt es selbst in den Discountern mehr Produkte aus der Region.

 

Bahrs regte an, noch mehr auf die Kunden zuzugehen. Die Wähler der Grünen zum Beispiel geben einen überdurchschnittlichen Teil ihres Einkommens für Nahrungsmittel aus. „Nutzen Sie das. Sehen Sie die Chancen und nicht nur die Probleme“, so Bahrs.

 

Auch gegenüber den Discountern fordert Bahrs eine differenzierte Betrachtung. „Schimpfen Sie nicht immer auf die Aldis und Lidls. Die haben Sie wettbewerbsfähig gemacht. Deswegen sind wir in der Lage, am Weltmarkt zu partizipieren“, so Bahrs. Aldi-Süd zum Beispiel expandiere gerade stark in Australien, mit vielen deutschen Produkten im Regal. „So schlecht können unsere Produkte also nicht sein“, meinte Bahrs.

 

Abschließend warnte der Ehrengast vor einer Überalterung der Bevölkerung auf den Dörfern: „Das darf nicht passieren. Dann sind wir nicht mehr wettbewerbsfähig.“ Gefragt sei eine starke Nachfolgegeneration. Die Landwirtschaft habe trotz aller Schwierigkeiten jede Menge tolle Facetten. „Begeistern Sie Ihre Kinder“, gab Bahrs den Zuhöhrern mit auf den Weg.


Schweinehaltern in BW brechen die Märkte weg


Auch im weiteren Verlauf der Versammlung waren die katastrophalen Preise für Agrarrohstoffe, allen voran für die Schlachtschweine und Ferkel, das Hauptthema in Hechingen. Schon am Eingang zum Bauerntag verkauften Schweinehalter Grillwürste für 12 Cent. Die landesweite Aktion „Wurst nicht zu jedem Preis“ werde gut angenommen, hieß es. Mittlerweile gebe es in den Kreisen Zollernalb und Tübingen nur noch 33 schweinehaltene Betriebe. „Bei uns vor der Haustür brechen die Märkte weg“, berichtete Alexander Schäfer, Vorsitzender des Kreisbauernverbandes Zollernalb.

 

Immer mehr Fleisch und Wurst laufe über die Kassenbänder der Discounter und Großverteiler. Schäfer sprach sich für eine Stärkung der regionalen Wertschöpfungskette aus, für eine Aufhebung des russischen Importstopps und für eine deutsche Exportoffensive für Agrarprodukte.

 

Christian Reutter, Kreisvorsitzender vom KBV-Tübingen, informierte, dass es in den beiden Kreisen Zollernalb und Tübingen noch rund 1500 Bauernfamilien gibt, die Topagrafie reiche von 300 bis über 1000 Höhenmeter. „Wir haben hier fast alles, außer viel Einkommen“, so Reutter.

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