Das war die Frage beim Kreisverbandtag des Märkischen Kreises an Prof. Folkhard Isermeyer vom Institut für Betriebswirtschaft der FAL Braunschweig. In seinem Vortrag erklärt er daraufhin, dass es weltweit einen Preisanstieg gegeben habe, ohne Zutun der nationalen Agrarpolitik. Das berichtet das Landwirtschaftliche Wochenblatt Westfalen-Lippe. Weltweites Wirtschaftswachstum, veränderte Ernährungsgewohnheiten und der Bioenergie-Boom seien die wesentliche Ursache für die Entwicklung. Die 40 Cent/kg hatten wir nicht auf dem Zettel Das sei nicht vorhersehbar gewesen, so Isermeyer, der sich damit gegen die Kritik wehrte, Experten hätten den Milchmarkt noch vor einem Jahr völlig anders eingeschätzt. In der Tat habe man sich seitens der Wissenschaft zu sehr auf den deutschen und europäischen Milchmarkt konzentriert \- dabei übersehen, dass weltweit viele Milchbauern ausgestiegen seien, die Nachfrage zugenommen habe und die Vorräte ausverkauft worden seien.
Dagegen habe es bei Getreide einen langfristigen Trend gegeben. Laut Isermeyer wurde in den vergangenen zehn Jahren, mit Ausnahme des Jahres 2004, weltweit weniger Getreide produziert als verbraucht. Die Bioenergie habe sich zum "Zünglein an der Waage" entwickelt. Immerhin würden von insgesamt rund 2,1 Mrd. t Getreide heute mehr als 100 Mio. t durch die Bioenergie gebunden. Ganz wichtig sei, so der Professor, dass in Überseeländern Bioethanol längst die Wirtschaftlichkeitsschwelle erreicht habe. Bei einem Preis von 40 bis 50 Euro pro Barrel sei die Produktion von Bioethanol in Südamerika konkurrenzfähig, so Isermeyer: "Logische Konsequenz, dass Agrarpreise so lange nicht abstürzen können, so lange für Erdöl so viel Geld bezahlt wird."
Klimawandel und Milcherzeugung
Isermeyer ging auch auf mögliche Konsequenzen des Klimawandels auf die Milchproduktion ein. Der verstärkte Wettbewerb um Ackerflächen werde Grünlandstandorte stärken. Andererseits gebe es einen Trend zu großen Betrieben, an dessen Ende häufig die ganzjährige Stallhaltung stehe \- mit Vorteilen für Ackerbaubetriebe. Der Staat sei gut beraten, auf benachteiligten Standorten für einen Ausgleich zu sorgen, wenn man die Milch in Grünlandregionen halten wolle. Was den Ausstieg aus der Milchquote angeht, sprach Isermeyer mit seinem Vorschlag den Milchbauern aus dem Herzen: Zunächst einmal solle man in den kommenden zwei Jahren die Quote nicht antasten, um die Preise zu halten und Milchbauern Zeit für eine wirtschaftliche Erholung zu geben. Danach, ab 2010, sei eine schrittweise Senkung der Superabgabe bis zum Ausstieg aus der Quote im Jahr 2015 der beste Weg \- auch um wachstumswilligen Betrieben den Weg nach vorne zu ermöglichen.