Als „unnötigen politischen Aktionismus“ kritisiert die deutsche Putenwirtschaft die Entscheidung des Bundesrats, den Entwurf zur Änderung der Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung der Bundesregierung zuzuleiten und damit eine deutsche „Putenhaltungs-Verordnung“ auf den Weg zu bringen.
Aus Sicht des Geflügelverbandes missachte die Politik offenbar bewusst den Umstand, dass es mit den „Bundeseinheitlichen Eckwerten für eine freiwillige Vereinbarung zur Haltung von Mastputen“ bereits heute ein umfassendes Regelwerk mit zahlreichen tierwohlrelevanten Vorgaben gibt, das aufgrund der verpflichtenden Geltung für alle deutschen Putenhalter rechtsähnlichen Charakter hat und nachweislich zur Anhebung des Tierwohls in der Putenhaltung beigetragen hat.
„Wir sind hier Vorreiter und setzen mit dem Gesundheitskontrollprogramm und seinen tierwohlbezogenen Eigenkontrollen heute schon das um, was gefordert wird“, betont Thomas Storck, Vizepräsident des Zent-ralverbandes der Deutschen Geflügelwirtschaft (ZDG) und Vorsitzender des Verbandes Deut-scher Putenerzeuger (VDP).
Entsprechend seien die deutschen Puten-Eckwerte ein mögliches Vorbild für die Etablierung EU-weit geltender Regelungen für die Putenhaltung, welche die deutsche Putenwirtschaft mit Nachdruck fordere und unterstütze, so Storck: „Wenn der Bundesrat wirklich wie am Freitag dargelegt, mehr Tierschutz in der Geflügelhaltung will, sollte er besser den Blick nach Brüssel richten.“
Eine rein nationale Regelung bringe mit einer weiteren Verschärfung der ohnehin schon hohen deutschen Haltungsstandards die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Putenwirtschaft in Gefahr und begünstige so eine Verlagerung der Produktion ins Ausland, kritisiert Storck: „Die heutige Entscheidung im Bundesrat schlägt den falschen Weg ein. Für eine tiergerechte Putenhaltung braucht es keine nationale Puten-haltungs-Verordnung. Wir wollen eine europäische Regelung.“
Hintergrund:
Bundesrat für mehr Tierwohl bei Puten; Kleingruppen bei Legehennen werden verboten (6.11.2015)