Die Bundesregierung hat gestern aktuelle Zahlen zum Einsatz von Antibiotika in der Tierhaltung veröffentlicht. Danach wurden im vorigen Jahr 1734 t Wirkstoff eingesetzt. Bislang war stets von 784,5 t die Rede, empört sich Nordrhein-Westfalens Landwirtschaftsminister Johannes Remmel, der nach eigener Aussage mit Bestürzung auf die Zahlen reagiert habe. „Das sind Horror-Zahlen und in diesem Ausmaß nicht erwartet worden“, sagte der Minister am Dienstag. Er sei „zutiefst erschrocken“, dass der Einsatz von Antibiotika in der Tiermast die Regel sei.
NRW fordert nun erneut ein klares Reduktionsziel. Zudem fehle im Entwurf einer Novelle des Arzneimittelgesetzes ein schlüssiger Reduktionsplan und ein klares Minimierungsziel. „Wir fordern, in den nächsten zwei Jahren den Einsatz von Antibiotika um 50 % zu reduzieren“, so der Agrarminister, der auf zwei eigene Studien verwies. Danach bekämen 9 von 10 Masthühnern während ihrer Mastdauer Antibiotika. In 26 von 42 (rund 62 %) überprüften Ställen habe man zudem auffällige Rückstände antibiotisch wirksamer Substanzen in Tränkwasser ermittelt.
DBV sieht gute Basis für weitere Schritte
Aus Sicht des Deutschen Bauernverbandes (DBV) stellen die Zahlen eine gute Basis für weitere Schritte im Hinblick auf einen verantwortungsvollen Umgang mit Antibiotika in der Tierhaltung dar. Die Bundesregierung habe mit ihrer neuen Statistik den verantwortungsbewussten Umgang mit Antibiotika durch Landwirte und Tierärzte bestätigt. Die Menge der als kritisch eingestuften sogenannten Reserveantibiotika betrage demnach weniger als 1 %.
Bedauerlich sei nur, dass keine Aufschlüsselung der Daten nach Tierarten erfolgt. Hilfreich wäre eine Differenzierung nach Lebensmittel liefernden Tieren und Hobbytieren. Ebenso fehlten verlässliche Daten über den Status im humanmedizinischen Bereich. Eine vollständige Transparenz ist aus Verbandssicht aber notwendig, um die nationale Strategie zur Eindämmung von Antibiotika-Resistenzen zum Erfolg zu führen. (ad)