Nordrhein-Westfalens Landwirtschaftsminister Johannes Remmel hat die Bundesregierung aufgefordert, das Tierschutzgesetz und die auf ihm beruhenden Haltungsverordnungen grundlegend zu ändern und an dem im Grundgesetz verankerten Staatsziel des Tierschutzes auszurichten.
In den Ställen in Nordrhein-Westfalen würden viele Tiere unter tierschutzwidrigen Zuständen gehalten, erklärte Remmel vergangene Woche bei der Vorlage des aktuellen Tierschutzberichts der Düsseldorfer Landesregierung. Der Minister kritisierte Eingriffe wie das Kupieren der Schwänze bei Ferkeln, das Entfernen der Hörner bei Kälbern oder das Kürzen von Schnäbeln als Folgen der Tierhaltung in großen Mastanlagen. Die Eingriffe würden vorgenommen, um die intensiven Haltungssysteme wirtschaftlich überhaupt erst zu ermöglichen.
Remmel wies darauf hin, dass ein Gesetzentwurf zum Verbandsklagerecht für Tierschutzvereine bereits auf den Weg gebracht worden sei. „Tiere können sich nicht selber schützen. Aber die Tierschutzvereine sind engagierte Anwälte ihrer Interessen. Sie werden durch das geplante Verbandsklagerecht gestärkt“, so der Minister.
Zudem arbeite Nordrhein-Westfalen an langfristigen Strategien für einen besseren Schutz der Tiere. So seien in den vergangenen zwei Jahren mit einer Literaturstudie, einer Fragebogenaktion, einer Evaluierungsstudie und einem aktuell laufenden Feldversuch intensive Bemühungen unternommen worden, um die Ursachen des Schwanzbeißens in der Schweinezucht zu erforschen. Auf Basis der so gewonnen Erkenntnisse würden tierschutzgerechte Lösungsstrategien für die Praxis erarbeitet.
Darüber hinaus sei in einer interdisziplinären Expertenanhörung zum Enthornen von Kälbern unter anderem die Frage diskutiert worden, ob das Merkmal „hornlos“ auch züchterisch angegangen werden könne; ein solches Zuchtziel zu erreichen, sei jedoch langwierig.
Erste Maßnahmen greifen
Remmel erinnerte daran, dass im Mai 2012 in einem ersten Schritt eine freiwillige Vereinbarung mit der Wirtschaft und der Landwirtschaft geschlossen worden sei. Inhalt der sogenannten „Düsseldorfer Erklärung“ sei ein Maßnahmenpaket zur Förderung der Zucht genetisch hornloser Rinder.
Innerhalb eines Jahres habe man die Anzahl von Rindern ohne Hörner von 5 000 auf derzeit rund 50 000 Tiere verzehnfachen können. Dies zeige, dass die Maßnahmen griffen. (AgE)