Oft hat Horst Seehofer beim vergangenen bayerischen Landtagswahlkampf Ambitionen auf den CSU-Vorsitz bestritten. Nach dem CSU-Ergebnis vom Sonntag wird der Bundesagrarminister allerdings offen als Alternative zu Erwin Huber gehandelt. Erst vor einem Jahr hatte Seehofer den Machtkampf um den CSU-Vorsitz gegen Huber verloren. Die Chancen des CSU-Vizechefs auf den Parteivorsitz hatten sich zuvor durch den Medien-Wirbel um seine Berliner Geliebte verschlechtert, berichten die Tageszeitungen heute. Von CSU-Funktionären sei der Ingolstädter sowieso schon seit längerem mit Argwohn betrachtet worden, weil er sich nicht immer an die Parteidisziplin hielt. Die Süddeutsche Zeitung analysiert: Seehofer weiß, dass die Protestwähler aus dem bürgerlichen Lager kommen. Nun müsse er im Auge des Wahldebakels seine Worte besonders wägen. Er sei in einer absurden Situation - seine CSU liegt danieder wie nie - und er könnte gerade deswegen doch noch CSU-Vorsitzender werden. Eigentlich ein lang gehegter Traum des 59-Jährigen. Aber laut der Zeitung weiß er auch, dass er selbst das nicht erzwingen darf. Sie müssten ihn rufen in München, und das tun sie nur, wenn er jetzt solidarisch ist und nicht egoistisch erscheint, meint die Südeutsche. Deshalb habe er noch am Abend klargestellt, er habe "nicht telefoniert" und "keine Netzwerke gespannt." Eines aber sagte er schon: "Es muss Konsequenzen geben."
Huber selbst sieht die Sache allerdings anders. Er werde als Parteivorsitzender an der Regierungsbildung mitwirken. Einen schnellen Rücktritt schließt er aus.
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