Wie weit viele der aktuellen agrarpolitischen Entscheidungen von den Erfordernissen der praktischen Landwirtschaft entfernt sind, zeigten diese Woche die Rede- und Diskussionsbeiträge auf dem Landwirtschaftsforum im oberfränkischen Forchheim, den die Kreissparkasse und der Kreisverband des Bayerischen Bauernverbands (BBV) erstmals seit Beginn der Corona-Pandemie wieder veranstalteten.
Hauptredner war der Präsident des Deutschen Bauernverbands (DBV) Joachim Rukwied, der ein leidenschaftliches Plädoyer für eine pragmatische Agrarpolitik hielt. Zugleich zeigte er an mehreren Beispielen auf, wie schwierig es aktuell ist, selbst mit einfachste Forderungen bei den Entscheidungsträgern durchzudringen.
„Nein zur Extensivierung“
Die Ernährungssicherheit sei die Grundlage für stabile gesellschaftliche und politische Stabilität. „Aber die Ernährung ist nur bis 2023 gesichert“, machte Rukwied klar. Dann hänge sie von Versorgung mit Düngemitteln, Energie usw. ab. Beim politischen Handeln merke man davon aber nichts. „Wir fordern gar nicht, die Produktion zu intensivieren oder aufzustocken“, so Rukwied. Aber eine Extensivierung sei definitiv der falsche Weg. „Wir brauchen vielmehr einen Rahmen, der uns ermöglicht, neue Techniken zu entwickeln und diese zu nutzen.“
So stünde der Bauernverband zur Reduzierung der Pflanzenschutzmittel, aber ohne dass Erträge und Qualitäten der Kulturen leiden. Deshalb sage man auch nein dazu, den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln an Gebietskulissen auszurichten. Man bekenne sich auch klar zu einem kooperativen Naturschutz. Denn Naturschutz könne nur dann funktionieren, wenn die Landwirte für Naturschutzleistungen honoriert werden.
„Ständige Beobachtung und Anfeindungen“
Der Forchheimer BBV-Kreisvorsitzende Hermann Greif stellte zu Beginn der Veranstaltung die Landwirtschaft im Landkreis Forchheim vor, die durch einen hohen Anteil an Nebenerwerbsbetrieben und Sonderkulturen geprägt ist. Er machte deutlich, dass die ständige Beobachtung durch Staat und Bevölkerung und die ständigen Anfeindungen durch Gesellschaft und Medien vielen Bäuerinnen und Bauern die Arbeit vermiese und forderte zugleich mehr Anerkennung „für unseren Beruf“ ein.