„Die Vorschläge der EU-Kommission zum Greening, die trotz aller freundlichen Umschreibungen einer Flächenstilllegung gleichkämen, sind völlig realitätsfern.“ Das sagte DBV-Präsident Joachim Rukwied am Montag bei der Eröffnung der 58. Landwirtschaftlichen Woche Südhessen in Gernsheim. Die Bauern in Deutschland müssten bereits erhebliche Leistungen im Umwelt- und Naturschutz erbringen.
"Wir sind bereits dreifach ‚gegreent’ in Deutschland", erklärte Rukwied. Zum einen sei die regional einheitliche und von der Produktion entkoppelte Flächenprämie an ein umfangreiches Paket an Umweltauflagen gebunden und mache keinen Unterschied mehr zwischen Acker- und Grünland. Zum anderen liege Deutschland bei der Anwendung von Agrarumweltmaßnahmen gemeinsam mit Österreich europaweit an der Spitze. Und schließlich entfielen bereite heute 18 % der Landesfläche auf Gehölze, Hecken, Baumgruppen und andere Landschaftselemente, so der Bauernpräsident in Hessen.
"Wir Bauern brauchen jeden Hektar, um Lebensmittel, Tierfutter, Energie und Rohstoffe zu produzieren“, erklärte Rukwied weiter. Umso wichtiger sei es auch, endlich den Flächenverbrauch in Deutschland, der für die verschiedensten Baumaßnahmen immer noch mehr als 80 ha am Tag betrage, noch stärker in den Fokus der Gesellschaft zu rücken. Bei der jetzt anstehenden Novelle des Baugesetzbuches müsse deshalb die Innenentwicklung der Kommunen den Vorrang vor der Ausweisung neuer Baugebiete auf der grünen Wiese haben.
Rukwied wies in der Versammlung mit über 300 Teilnehmern aus dem südlichen Hessen darauf hin, dass es immer wichtiger werde, die Menschen mit der Realität moderner Landwirtschaft und Tierhaltung vertraut zu machen. Den Nutztieren gehe es heute besser als vor 30 Jahren. Als völlig inakzeptabel bewertete Rukwied, dass deutsche Landwirte als "Massentierhalter" bezeichnet würden. Die Größe der Stallanlagen in Deutschland liege im Vergleich zu anderen Ländern allenfalls im mittleren Bereich. Zudem zeigten alle einschlägigen Untersuchungen, dass mehr als 90 % der Verbraucher mit der Qualität und der Vielfalt der Lebensmittel in Deutschland zufrieden seien. Neun von zehn Befragten würden in der Erzeugung qualitativ hochwertiger Lebensmittel die wesentliche Stärke der deutschen Landwirtschaft sehen. Dies gelte es konsequent auszubauen. (ad)