Zu mehr Preisbewusstsein bei Lebensmitteln haben Wolfgang Vogel, Präsident des Sächsischen Landesbauernverbandes (SLB) und Dr. Anna Catharina Voges, Vorsitzende des Fachausschusses Öffentlichkeitsarbeit beim SLB angemahnt.
Im Rahmen des Grünen Abends machten beide mittels Flyern und Plakaten anschaulich auf die seit Monaten für Bauern existenzbedrohende Preissituation bei Milch, Fleisch und Eiern aufmerksam.
Besonders Tiere haltende Betriebe sind von den Preiskämpfen des Lebensmitteleinzelhandels abseits jedweder Moral und verschiedenen sonstigen unhaltbaren Rahmenbedingungen betroffen. Im Berufsstand überlegt derzeit fast jeder zweite Betrieb die Stalltüren für immer zu schließen. Dabei sichert ein Bauer mindestens drei weitere Arbeitsplätze – vom Bauarbeiter über den Tierarzt oder die Werbebranche bis zu den Landmaschinenhändlern! „Durch die anhaltend existenzbedrohliche Situation wird auch die Investitionsbereitschaft unserer Betriebe auf null gestellt“, betont der SLB-Präsident. „Das ist gerade in Zeiten der immer stärker und größer werdenden Wünsche nach mehr Tierwohl ein Widersinn. Der harte und für mich nahezu unaussprechliche Satz – Stirbt der Bauer, stirbt das Land – ist im Moment so realitätsnah und sichtbar wie nie zuvor“, mahnt Wolfgang Vogel.
Diese Marktentwicklung geht dabei weit über Einzelschicksale hinaus. Jetzt geht es um die Versorgungssicherheit in Krisenzeiten, die durch die derzeit sich entwickelnden, nachhaltigen und irreparablen Schäden nicht mehr gegeben ist. „Wenn Preisrückgänge bei der Milch innerhalb eines Jahres von mehr als 40 Prozent hingenommen werden müssen, wir in Folge des Russland-Embargos regelrechte Preisstürze verkraften müssen, zehn frische Eier für weniger als einen Euro verschleudert werden und auch die heimischen Schweinebauern untragbare Bedingungen akzeptieren müssen, spitzt sich die Situation von Tag zu Tag zu und der Frust unserer Bauern steigt,“ betont der SLB-Präsident.
Wolfgang Vogel ersucht die Politik, schnellstmöglich bei einem bundesweiten Lebensmittelgipfel unter Teilnahme des Berufsstandes sowie des Lebensmitteleinzelhandels über die Zukunft der Landwirtschaft zu beraten. „Wir Bauern erwarten einen gerechten Anteil am Verkaufserlös und mehr Verantwortung des Lebensmittelhandels im fairen Miteinander, mehr Verantwortung der Verarbeiter in Preisverhandlungen, mehr Verantwortung der Konsumenten in der solidarischen Grundhaltung und mehr Verantwortung der Politik beim Erlass gesetzlicher Auflagen“, formuliert er die Forderungen des Berufsstandes.
Letztlich provoziert diese bedrohliche Situation auch einen enormen Verlust an Lebensqualität und Lebenskultur insbesondere im ländlichen Raum.