Schleswig-Holsteins Umweltminister Jan Philipp Albrecht hat vergangene Woche im Landtag Eckpunkte einer „Strategie für die Zukunft der Niederungen bis 2100“ skizziert. Mit dieser Strategie sollen Lösungen entwickelt werden, wie die Wasserwirtschaft die zahlreichen Niederungen im Land vor dem Hintergrund des Klimawandels mit ansteigendem Meeresspiegel von Nord- und Ostsee managen kann.
„Ein Fünftel der Landesfläche Schleswig-Holsteins liegt unter 2,5 m Normalhöhennull. Wir stellen uns den drängenden Herausforderungen dieser Niederungen und wollen mit den Betroffenen vor Ort zukunftssichere Lösungen finden,“ sagte Albrecht: „Die bisherigen Wirtschaftsweisen der Wasser- und Landwirtschaft müssen überprüft und an die gesellschaftlichen Ziele wie Treibhausgasneutralität und einen erhöhten Biodiversitäts- und Gewässerschutz angepasst werden.“
Aktive Entwässerung wird immer schwerer
Die vorwiegend landwirtschaftlich genutzten Niederungsgebiete in Schleswig-Holstein stehen vor dem Hintergrund des Klimawandels und der sich ändernden Umweltbedingungen vor erheblichem Anpassungsbedarf. Die Niederungen werden zu großen Teilen aktiv über Schöpfwerke und Siele entwässert. Dies wird durch den ansteigenden Meeresspiegel der Nord- und Ostsee sowie Starkregenereignisse zunehmend erschwert, so Albrecht weiter. Zudem bestehe an vielen der in den 1950er bis 1970er Jahren geplanten wasserwirtschaftlichen Entwässerungsanlagen in den Niederungen ein hoher Anpassungs- und Sanierungsbedarf.
Niederungsstrategie bis 2100
Für diese Anpassungen wird bis Anfang 2023 federführend im Umwelt- und Landwirtschaftsministerium von Schleswig-Holstein eine langfristige Strategie für die Zukunft der Niederungen erarbeitet. Hierfür wurden bereits Eckpunkte abteilungsübergreifend von Wasserwirtschaft, Klima- und Naturschutz sowie Landwirtschaft festgelegt. Diese Eckpunkte wurden mit dem eingerichteten Projektbeirat mit Mitgliedern aus den Bereichen Land- und Wasserwirtschaft sowie Naturschutz und Landes- bzw. Raumplanung beraten.
Mit der Niederungsstrategie bis 2100 wird ein generationsübergreifender Anpassungsprozess initiiert, in dem die eng miteinander verknüpften Akteure und Handlungsfelder der Wasser- und Landwirtschaft, des Natur-, Gewässer- und Klimaschutzes sowie der Raumplanung zusammengeführt werden. Ziel ist es, zugleich auch eine Wertschöpfung in den Niederungen zu ermöglichen.
Das Land will diesen Veränderungsprozess mit Pilotprojekten unterstützen. Eine Förderung und die Vergabe von Zuschüssen wird an die Erfüllung der Zielsetzungen der Niederungsstrategie geknüpft werden.
Zu den langfristigen Zielen dieser Strategie gehören:
- die Sicherstellung einer nachhaltigen Entwicklung und Nutzung der Niederungen,
- die Erreichung der Ziele des Klima-, Gewässer- und Biodiversitätsschutzes und
- die finanzielle Sicherstellung des Betriebs und Erhalts der dafür erforderlichen Anlagen.
Aufgabe der Niederungsstrategie ist es auch, die Niederungen als Kulturlandschaft mit ihrem vielfältigen Wertschöpfungspotenzialen insbesondere in den Bereichen Landbewirtschaftung, Tourismus, Klima- und Biodiversitätsschutz zukunftsfähig weiter zu entwickeln.