Nach den neuen Entdeckungen im Dioxin-Skandal und dem offen ausgetragenen Streit zwischen Bundesagrarministerin Ilse Aigner und der schwarz-gelben Landesregierung in Niedersachsen hat sich nun Bundeskanzlerin Angela Merkel eingeschaltet. Presseberichten zufolge sprach sie mit Aigner und Ministerpräsident David McAllister. Aigner zog daraufhin ihre Rücktrittforderungen für Niedersachsens Umweltminister Hans-Heinrich Sander (FDP) und Agrarstaatssekretär Friedrich-Otto Ripke zurück.
Hintergrund ist der neue Verdachtsfall auf Dioxin belastetes Futter einer Genossenschaft in Damme. Über 1 000 Betriebe in Niedersachsen, NRW, Bayern und Brandenburg wurden daraufhin neu gesperrt.
Laut der Staatsanwaltschaft habe das Unternehmen, das Fette von Harles und Jentzsch bezog, seine Lieferlisten nicht vollständig offengelegt. Dies sei den Behörden bereits vor Aigners Besuch am vergangenen Freitag in Oldenburg bekannt gewesen, kritisiert das Bundesagrarministerium. Man habe die Ministerin jedoch nicht informiert. Staatssekretär Ripke erklärte dagegen, er habe dies erst kurz nach Aigners Besuch erfahren. Die CSU-Politikerin warf dem Land daraufhin schwere Versäumnisse vor und forderte McAllister mit einem Ultimatum zum Durchgreifen auf.
DBV: Ernste Warnung an die Schlachtbranche
Der DBV warnt die Schlachtbranche, den durch den Dioxinfall entstandenen Druck am Markt einseitig den unverschuldet in Schwierigkeiten geratenen Landwirten aufzubürden. Nachdem die Schlachtnotierungen am Freitag (14.1.2011) auf 1,12 EUR/kg abgerutscht sind, kommt es jetzt darauf an, alle Möglichkeiten einer Marktbelebung im In- und vor allem Ausland auszuschöpfen, um rasch wieder zu halbwegs erträglichen Erzeugerpreisen zu kommen. Der DBV ist bereit, mit der Schlachtbranche alle Wege zu prüfen und zu gehen, die notwendig sind, um das Vertrauen der Verbraucher zurück zu gewinnen. Die Bundesregierung und die EU-Kommission werden aufgefordert, alles daran zu setzen, die Exportbeschränkungen beseitigen zu lassen. Die Tierhalter unternehmen mit der Schlachtbranche alles, um die eingetretene Verunsicherung durch höchste Kontroll- und Sicherheitsstandards abzubauen.
Bio-Eier werden knapp
Durch den Skandal verzeichnen die Bio-Läden einen immer stärkeren Kundenzuwachs. Der Zuwachs soll bei einem Drittel liegen. In Berlin würden bereits die Bio-Eier knapp, schreibt die Berliner Morgenpost. Die Nachfrage sei so hoch, dass sie bald die Kapazität vieler Produzenten übersteigen dürfte. Auch der Bundesverband Naturkost Naturwaren (BNN) berichtet, dass seit Weihnachten die Umsätze um 30 Prozent geklettert sind. Hoch im Kurs stünden zudem Hähnchen- und Schweinefleisch. Das Umsatzplus soll Händlerangaben zufolge bei 15 bis 20 % liegen.