„Ihr habt nichts zu verstecken. Arbeitet nach der guten fachlichen Praxis, zeigt euch auch medial, kommt aus euch raus und sprecht Probleme an.“ Das gaben die Landwirte Nadine Henke und Markus Holtkötter vergangene Woche beim Agrar-Blogger-Camp in Münster ihren Berufskollegen mit auf den Weg. Sie wünschen sich, dass viel mehr Bauern bei Facebook, Twitter und Co. über ihre Arbeit sprechen und in Onlinediskussionen ihre Meinung vertreten. „Erzählt eure Geschichte online“, so Henke.
Dennoch würden Bauern nicht selten online in Kommentaren z.B. bei Facebook angegriffen. Das merke man insbesondere dann, wenn ein schwarzes Schaf wieder den gesamten Berufsstand in Misskredit bringe. Dessen Fehlverhalten falle sofort auf alle zurück, erklärten die beiden Blogger. Im schlimmsten Fall könne sich ein Landwirt, der sich im Internet präsentiert, plötzlich einer Krise, einem Shitstorm, gegenübersehen.
"Ist das nicht euer Hof auf dem Bild?"
Als Beispiel nannten die erfahrenen Onliner Berichte oder Einträge im Netz mit Fotos, die Bürger einem Hof zuordnen könnten. Egal, ob wirklich etwas passiert ist, wie z.B. ein Gülleunfall oder Videoaufnahmen von Tierschützern aus dem Stall, ob die Zeitung nur Vermutungen anstellt oder ein Anschauungsbild veröffentlicht hat, das zufällig ihren Hof oder Trecker zeigt: Die Nachricht ist in der Welt geht um wie ein Lauffeuer, und ehe Sie sich versehen, stehen Sie am Pranger, berichteten die beiden.
Auch mutwillig gestreute Fake-News oder Gerüchte könnten dem Betrieb blitzschnell einen großen Schaden zufügen. Daher sollte man auf so etwas vorbereitet sein, rieten Holtkötter und Henke. Das Wichtigste sei, die Nachrichten schnell von der eigenen Facebookseite zu löschen und dies in einer Privat-Konversation mit dem Verfasser aufklären. Zudem sollten Sie sehr schnell handeln und möglichst vor Streuung oder Zeitungsberichten mit einer eigenen Erklärung in die Offensive gehen. So könne sich erst gar kein Shitstorm entwickeln. "Holen Sie sich die Deutungshoheit zurück und überlassen Sie dies nicht Dritten", lautet der Rat.
Wie sich bei vergleichbaren Ereignissen gezeigt habe, sei zudem ein Freundesnetzwerk sehr hilfreich: „Während Sie auf dem Hof mit Polizei, Versicherung, Behörden etc. zu tun haben, können Ihre Netzwerkkollegen ihre Seite im Blick behalten und bei diffamierenden Kommentaren direkt eingreifen, bevor die Sache da aus dem Ruder läuft“, so der Tipp.