Die nach der totalen Bejagung des 19. Jahrhunderts in Gesamteuropa dezimierten Wolfsbestände sind in der jüngsten Zeit wieder auf 15.000 bis 20.000 Tiere angewachsen. Die erholte Wolfspopulation entwickelt sich zunehmend zu einem Problem für die Weidetierhaltung vor allem für Schafshalter in der EU.
Der polnische EU-Abgeordnete Czesław Adam Siekierski und Vorsitzende des Ausschusses für Agrar und Entwicklung der Ländlichen Räume im Europäischen Parlament (EP) fordert in einem Mitte Februar eingebrachten Entschließungsantrag von der EU-Kommission, die Kontrolle der Großen Raubtiere wie Wölfe, Bären, Kormorane und Ottern neu zu überdenken.
Sollen die bisher geschützten Wölfe in Europa zum Abschuss freigegeben, die Schafshalter EU-Gelder bei Wolfsrissen von Weidetieren erhalten sowie Kormorane, Pelikane und Otter beim Eindringen in bewirtschaftete Gewässer als Raubtiere nicht länger dem europäischen Artenschutz und der EU-Habitat-Richtlinie unterstehen? Fragestellungen, die Tierwissenschaftler, Tierschützer, Schafzüchter und die EU-Agrarminister gleichermaßen beschäftigt.
Auslöser für die Befassung des Europäischen Parlaments (EP) mit der stark in der Öffentlichkeit diskutierten Wolfsfrage ist der Vorstoß der Schweizerischen Eidgenossenschaft, die eine Änderung des Übereinkommens von Bern vorgeschlagen hat, um den Schutzstatus von Wölfen neu zu fassen.
Die EU gehört zu den Vertragsparteien des Berner Übereinkommens deren Überarbeitung und Anpassung derzeit auf der Tagesordnung steht. Angesichts der sich ausweitenden Wolfspopulation von den russisch-kaukasischen Populationen nach Zentraleuropa bis hin von den aus den Alpenregionen ausgehenden Wanderungsbewegungen der Wolfsbestände in Kontinental-Europa steht eine Überprüfung des bisherigen Schutzstatus von Wölfen und andern großen Beutegreifern an.
Siekierski fordert die EU-Kommission auf, konkrete Maßnahmen zu ergreifen und sich mit Wolfs-Problem zu befassen, damit die nachhaltige Entwicklung ländlicher Gebiete und der lokalen Landwirtschaft aufrechterhalten werde. Insbesondere solle die traditionelle landwirtschaftliche Weidewirtschaft gesichert werden. Ferner regt er an, dass den Mitgliedstaaten in der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit mehr Flexibilität eingeräumt wird.
Ein weiteres Anliegen ist dem polnischen EU-Abgeordneten, dass auch Geld und Maßnahmen zum Schutz vor Raubtieren wie Kormoranen, Pelikanen und Ottern von Aquakulturen im EU-Haushalt geprüft werden.