Mangelnde Sachkenntnis der politischen Entscheidungsträger hat DBV-Präsident Gerd Sonnleitner beklagt. „Manchmal habe ich den Eindruck, dass die Details der EU-Agrarpolitik den meisten Mitgliedern des Bundestages überhaupt nicht mehr geläufig sind“, sagte Sonnleitner bei einer Veranstaltung zum 20-jährigen Bestehen des Bauernverbandes Mecklenburg-Vorpommern in Neubrandenburg.
So reklamierten Umwelt- und Naturschützer ungeniert Milliarden zugunsten von Extensivierung und Artenschutz. Sie attackierten Agrarindustrie und Massentierhaltung „und wissen gar nicht, wovon sie reden“. „Wir halten jetzt schon schärfste Umweltauflagen für Wasser, Boden und Luft ein“, erklärte der DBV-Präsident.
Er bekräftigte zugleich seine Vorbehalte gegen die von Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner angestrebte „Charta für Landwirtschaft und Verbraucher“, die diese ausgerechnet mit massiven Verschärfungen im Tierschutz beginnen wolle. Sonnleitner: „Man muss kein Freund moderner Tierhaltungen sein. Man sollte sich die Entwicklung aber genau anschauen.“ So sei ein Boxenlaufstall für die Rinder garantiert besser als die früher übliche Anbindehaltung. Moderne tiergerechte Ställe setzten Schweine, Legehennen und Puten weniger Stress aus als die älteren Anlagen.
Der Präsident betonte erneut die Bereitschaft des Verbandes zu weitergehenden Tierschutzanforderungen. Beispielsweise habe der Berufsstand auf europäischer Ebene angeboten, bis 2018 ganz auf Ferkelkastration zu verzichten. In anderen Bereichen sei die Richtung klar: „Wir wollen weg vom Töten der männlichen Legehennenküken, vom Schwänzekürzen bei den Ferkeln bis hin zum Enthornen der Kälber.“ Voraussetzung dafür seien Forschung und Entwicklung, Züchtung sowie angepasste Fütterung. „Das alles erfordert Zeit - und die muss man uns jetzt auch geben“, mahnte Sonnleitner. (AgE)