Lob für Kanzlerin Merkel für ihr Verhalten in der Schuldenkrise hat DBV-Präsident Gerd Sonnleitner am Dienstagabend in einer Rede an der FH Osnabrück ausgeteilt. Europa habe sich immer schon auch aus einer politischen Drucksituation heraus fortentwickelt. „Die aktuelle Schuldenkrise einzelner EU-Länder bietet eine Chance, eine gemeinsame europäische Finanz- und Wirtschaftspolitik zu gestalten“, so Sonnleitner.
Die Landwirtschaft habe durch die Gemeinsame Europäische Agrarpolitik wie kein anderer Wirtschaftszweig in den zurückliegenden Jahren erfahren können, wie wichtig es ist, sich europapolitisch nichts vorzumachen. Die Landwirtschaft sei längst europäisch „definiert“. Die Landwirtschaft brauche mehr und nicht weniger Europa, betonte der Bauernpräsident. Es könne keinen funktionierenden gemeinsamen europäischen Binnenmarkt geben, wenn 27 Länder unterschiedliche nationale Wirtschaftspolitiken betreiben würden. Es könne auch keine stabile europäische Währung geben, wenn jedes EU-Land seine eigene nationale Finanzpolitik machen würde.
Sonnleitner zeigte sich vor den Studenten zuversichtlich, dass der Schock, den die EU aktuell durchmache, heilsam sei und eine gestärkte EU aus der Krise hervorgehe. Dies sei nicht zuletzt für die Perspektiven der Landwirtschaft von zentraler Bedeutung. Doch der Blick auf Europa reiche heute längst nicht mehr aus, um die Perspektiven für die Landwirtschaft vollständig aufzuzeigen. Weltweit sei man mit einer spannenden globalen Entwicklung konfrontiert. Der Stellenwert der Landwirtschaft in der Weltwirtschaft habe sich verändert und werde sich weiter wandeln. Die Weltbevölkerung wachse unaufhaltsam; 7 Mrd. Menschen müssten heute bereits ernährt werden. Mit dem Beitrag zur Energieversorgung bekomme die Landwirtschaft neue Aufgaben und Chancen. Der Klimawandel bedrohe teilweise ohnehin begrenzte natürliche Ressourcen und werde Produktionsprofile verschieben.
Zudem gäbe es eine Trendumkehr auf den internationalen Agrarmärkten. Vier Jahrzehnte lang seien die Agrarpreise unter Druck gewesen, hätten sich in 30 Jahren real quasi halbiert. Jetzt stände die Landwirtschaft vor einer Zeit anhaltend steigender Preise. Die Botschaft des Berufsstandes in dieser Debatte über steigende Lebensmittelpreise und Hungerbekämpfung sei dabei eindeutig: Nur eine profitable Landwirtschaft in allen Teilen der Welt könne nachhaltig die Weltbevölkerung ernähren. Deshalb müsste es verstärkte Investitionen in Landwirtschaft und Agrarwissenschaft geben.
Mit Blick auf die Agrarreform kündigte Sonnleitner an, dass in den kommenden eineinhalb Jahren erhebliche Kraftanstrengungen und Überzeugungsarbeit notwendig seien. Der Verband setze dabei insbesondere auf das Europäische Parlament, um in der Weiterentwicklung in der EU-Agrarpolitik ab 2014 zu guten Lösungen für eine starke und nachhaltige EU-Landwirtschaft zu kommen. (ad)