Unter stehendem und lang anhaltendem Applaus haben die Delegierten des Deutschen Bauerntages heute den ausgeschiedenen Verbandspräsidenten Gerd Sonnleitner verabschiedet. Sein Nachfolger, Joachim Rukwied, dankte Sonnleitner für "die herausragende Lebensleistung" und die Verdienste für die deutschen Bauern. Sonnleitner habe sich als Modernisierer der Landwirtschaft einen Namen gemacht. Daher habe der Verband beschlossen, Gerd Sonnleitner zum Ehrenpräsidenten des DBV zu machen.
Gern nahm Sonnleitner diese Würdigung an und richtete seinen Blick auf den anderen Ehrenpräsidenten: "Lieber Baron Heereman, lange habe ich arbeiten müssen, aber jetzt habe ich mit dir gleichgezogen." Er freue sich nun auf die Hofarbeit und das Leben als Bauer, nicht aber, ohne auch seiner Frau zu danken. "Schließlich habe ich 21 Jahre lang nur eine Wochenendehe geführt."
Lobende Worte gab es auch von Bundesagrarministerin Ilse Aigner. Sie habe gern und sehr gut mit Sonnleitner zusammengearbeitet und viel erreicht. Zum Abschied schenkte sie ihm eine Schubkarre und Handschuhe für die Hofarbeit.
Endlich wieder Bauer sein
Sonnleitner will sich nun wieder voll auf seinen 100 ha großen Betrieb im niederbayerischen Ruhstorf konzentrieren. "Alles hört mal auf, man muss den richtigen Zeitpunkt finden", sagte Sonnleitner. Seinen Hof im Landkreis Passau, der seit 800 Jahren in Familienbesitz ist, führten bislang seine Frau und sein Sohn. "Ich freue mich, wenn ich wieder das tun kann, was ich von Kindheit an machen wollte." Er strebe keine politischen Ämter mehr an, betonte Sonnleitner. Dass die Bauern diesen Wandel gut gemeistert hätten, erfülle ihn mit Genugtuung.
Derzeit wird heftig um die nächste EU-Agrarreform gerungen, doch hier sieht Sonnleitner die Landwirte und auch die Bauernverbände in anderen Ländern an seiner Seite. Sonnleitner hat wie Bundesagrarministerin Ilse Aigner Nachbesserungen an dem Entwurf von EU-Agrarkommissar Dacian Ciolos verlangt. Unter anderem fordert er Änderungen bei Bewirtschaftungsauflagen, Flächenstilllegungen, der Definition des "aktiven Landwirts" sowie dem bürokratischen Aufwand. "Wenn die Reform so umgesetzt wird, droht noch mehr Bürokratie", sagt Sonnleitner voraus.
"Seinen" Bauern in Bayern und Deutschland machte der scheidende Präsident stets Mut. Gerade in der Energiewende gebe es vielfältige Möglichkeiten. "Wir sind eine Schlüsselbranche." (ad)
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